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Review of North
Bubblehouse, 2003-10-09
- Elias Berning

 

Elvis Costello
North
Deutsche Grammophon, Universal, 2003

lineup: Elvis Costello – Piano, Vocals, Guitar; Steve Nieve – Piano, Hohner pianette; Michael Formanek – Bass; Brad Jones – Bass; Peter Erskine – Drums; Bill Ware – Vibraphone; Pamela Sklar – Alto flute; John Moses – Clarinet; Roger Rosenberg – Bass clarinet; Lee Konitz – Alto sax; Dave Mann – Alto sax; Andy Snitzer – Tenor sax; Jay Rodriguez – Baritone sax, flute; Bobby Routch – French horn; Bob Carlisle – French horn; Lew Soloff – Flugelhorn; Conrad Herwig – Tenor trombone; Clark Gayton – Tenor trombone; Dave Taylor – Bass trombone

Elvis Costello löst das Generationenproblem

von Elias Berning

Über 25 Jahre ist Elvis Costello schon im Geschäft und damit auf seine Weise ein "King" geworden. Dabei weis er einerseits zu spalten mit experimentellen, sehr straighten Alben wie "When I was cruel" und andererseits die Meinungen zu polarisieren, so geschehen mit seinem aktuellen Werk "North".
Über die sanfte Qualität der durchgehend balladesken Musik müsste ich mich sogar mit meiner werten Oma nicht streiten, die damit ihre Freunde vom Seniorenclub auf einer Butterfahrt genauso zu begeistern wüsste wie ich die meinen nach einer durchzechten Nacht. Aber bitte jetzt keine Drohbriefe! Die Betonung des obigen Satzes soll auf "Qualität" liegen. Denn die legt Mr. Costello auch bei seinem 19. Album immer noch in gewohnter Form zu Tage, dies jedoch in einer etwas minimalistischen Weise, die die Klarheit und Sanftheit noch unterstreicht. Die Besetzung besteht neben dem Mann mit der Brille persönlich – wie immer am Piano – aus einer Kernband aus Langzeitpartner Steve Nieve an den Tasten, Peter Erskine am Schlagzeug, Mike Formanek am Bass und den Streichern des Brodsky Quartet, spätestens bekannt nach Costellos „The Juliet letters“. Dazu je nach Bedarf noch diverse Gastauftritte in Blech- und Holzmusik.

Wo bei anderen Künstlern orchestrale Besetzungen schwülstig klingen setzt Costello diese Akzente nur sehr sparsam ein, weniger ist hier mehr. Piano und Vocals durchstreichen – bildlich gesprochen - das ganze musikalische Beiwerk wie der Herbstwind einen zarten Vorhang. Sozusagen als Mittel, das Unsichtbare sichtbar, das Unhörbare hörbar zu machen. Fast überflüssig also, dass im sonst ebenfalls im positiven Sinne schlicht gehaltenen Booklet alle Texte neben dem Original noch in deutsche, französische und spanische Sprache übersetzt wurden. Das wahre Verständnis kommt hier von Herzen. Denn immer geht es um existentielle Dinge: Liebe, Schmerz, Verlassensein. Bewusst geht Costello den unangenehmen Seiten des Dualismus der Gefühle nicht aus dem Weg: "I will be there if the days bring torment and trials…" und "But a voice contains many precious things: it laughs and then it sings, and all lies that we can tell to our foolisch selves". Vielleicht ist diese Ehrlichkeit im Umgang mit dem Schicksal neben musikalischem Perfektionismus schlussendlich auch ein Erfolgsrezept, das ihn von Kitsch, Schlager und Fahrstuhljazz trennt. Und dadurch lässt er wie kein anderer Künstler das Gefühl zurück, dass in jedem Zuhörer ein wenig von diesem Costello mit seinen Stärken und Schwächen, mit negativen und positiven Erlebnissen steckt. Und das gefällt sogar meiner Oma.

 
         
 

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