Berner Zeitung, July 15, 2010

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Elvis, der gut gelaunte Ehemann


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   Samuel Mumenthaler

Ein Ehepaar in Montreux: Diana Krall und Elvis Costello spielten im selben Programm. Liebesgeflüster gab es nur in den Songs.

Gegensätze ziehen sich an: Da ist die kühle Blonde, die man sich mit ihrem Collier und dem eleganten Sakko zur Not auch als Bankerin an der Zürcher Bahnhofstrasse vorstellen könnte – wenn da nicht die Lederhose wäre. Und da ist der leicht gedrungene Mann mit der Buddy-Holly-Brille, der in seinem zu kleinen Strohhut auch als Pausenkomiker durchgehen würde – wenn da nicht diese leidenschaftliche Stimme und diese waghalsigen Melodien wären.

Diana Krall und Elvis Costello sind ein Paar, und Kralls Ehering ist auf dem Grossbildschirm immer wieder zu sehen, wenn ihre Finger über die Tasten ihres Steinway-Flügels kraxeln wie die Beine einer Spinne. Den Ehebund haben Krall und Costello im Jahr 2003 geschlossen, seit 2006 sind sie Eltern von Zwillingen. Die beiden unterschiedlichen Stars hinterlassen am Montreux Jazz Festival einen so beschwingten Eindruck, wie die Swingin’ Lovers, denen Frank Sinatra einst ein Album widmete.


Es ist ein besonderer Abend: Das Ehepaar steht für einmal auf der gleichen Konzertbühne – allerdings nicht gemeinsam, sondern je mit eigenem Programm. Offensichtlich geturtelt wird hier nicht, man hält sich auch mit verbalen Liebeserklärungen zurück. Dafür strotzen die beiden Setlisten von Liebesliedern, die Krall dezente Gefühlswallungen ermöglichen, während Costello sein Konzert mit «I Want You» beschliesst, seinem von Begierde und Eifersucht getriebenen Opus magnum.

Musikalisch liegen Welten zwischen Kralls urbanem Jazz Chic und Costellos schwelgerischer Hommage an den Cowboy-Sound. Krall swingt sich durch Stride, Bop und Bossa und die Piano spielende Sängerin mit der rauchigen Altstimme gewährt ihrem Begleittrio viel Raum. Bei Costello wechseln sich die Songs seines neuen, gelungenen Countryalbums ab mit Streiflichtern auf das Frühwerk, als der bittersüsse Romantiker noch ein ärgerlicher junger Mann war. Jetzt erinnert Elvis, umringt von seiner exzellenten Nashville-Band mit Geigen, Gitarren, Dobros und Akkordeon von fern an den grossen, tragischen Hank Williams.

Gegensätze ziehen sich an. Das gilt seit je auch für das Montreux Jazz Festival, wo Hip-Hop-Hoffnungen neben Blues-Veteranen programmiert werden und wo dem Spiel mit den Stilen keine Grenzen gesetzt sind. Damit dies nicht in Beliebigkeit kippt, braucht es Leidenschaft, Humor – und eine echte Liebe zur Musik. Die lässt auch das Paar Krall/Costello nicht vermissen: In Montreux schwärmt Krall von Chick Corea und Quincy Jones, während Costello die Beatles und Grateful Dead covert. Auch wenn sich die Eheleute an diesem Abend nicht gemeinsam auf der Bühne zeigen oder gar «cheek to cheek» tanzen, wie Krall in ihrem Finale schmachtet: Liebe ist, wenn zwei einen gemeinsamen Nenner finden. Musik ist da sicher nicht die schlechteste Wahl.

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Berner Zeitung, July 15, 2010


Samuel Mumenthaler reviews Elvis Costello & The Sugarcanes and Diana Krall, Tuesday, July 13, 2010, Montreux Jazz Festival, Montreux, Switzerland. A version of this article also appeared in Tages Anzeiger, in Basler Zeitung and Der Bund.

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Photo by Jean-Christophe Bott
Photos by Jean-Christophe Bott.

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