Der Spiegel, July 16, 2013

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Various Artists - "Ghost Brothers Of Darkland County"

(Concord/Universal, seit 12. Juli)

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   Andreas Borcholte

Stephen King, fälschlicherweise immer wieder als "Horror-Papst" bezeichnet (was soll das überhaupt heißen), hat schon einiges ausprobiert: Pulp-Novellen, Comics, einen Roman über die Kennedy-Ermordung,…und manchmal geht er auch mit ein paar Schriftstellern als Rock Bottom Remainders und beherztem Rock auf Tournee. Warum also nicht auch mal ein Musical machen? Klingt natürlich erst einmal grauenvoll, aber nicht im gewohnten King'schen Grusel-Sinne. "Ghost Brothers Of Darkland County" ist aber vielleicht das erste Musical, das "von Männern für Männer" geschrieben wurde, wie es ein Kollege vom amerikanischen "Esquire"-Magazin treffend ausdrückte, und damit natürlich ein absolutes Genre-Novum. Vor 13 Jahren rief Roots-Rocker John Mellencamp (ehemals "Cougar") bei King an und fragte, ob er nicht Lust hätte, das Libretto für ein Southern-Gothic-Musical zu schreiben. Er habe die Songs, nun bräuchte er nur noch die Story. King willigte ein, Americana-Instanz T-Bone Burnett konnte als Produzent gewonnen werden, und dann machten noch ein paar Stars mit: Sheryl Crow, Taj Mahal, Rosanne Cash, Elvis Costello, Kris Kristofferson, Neko Case, Ryan Bingham sowie Matthew McConaughey, Meg Ryan und Samantha Mathis als Charakter-Stimmen.

Mit so viel Kompetenz und Prominenz konnte eigentlich nicht viel schiefgehen, dennoch funktioniert der nun erhältliche Soundtrack des Bühnenstücks, das im Herbst auf US-Tournee gehen soll, nicht wirklich gut als eigenständiges Album. Und das liegt vor allem daran, dass es zu wenig King und zu viel Mellencamp zu hören gibt. Während die - allesamt gediegenen - Mellencamp-Songs die zahlreichen Figuren charakterisieren, sollen kurze Dialog-Schnipsel zwischen den Liedern den Fortgang der Geschichte illustrieren. Ohne Kings Libretto dazu zu lesen, erschließt sich der Plot jedoch kaum (Das Album erscheint auch als iTunes-E-Book und in verschiedenen Multimedia-Fassungen, die das Skript enthalten). Erzählt wird die Geschichte einer Familientragödie um zwei Südstaaten-Brüder, die sich um dasselbe Mädchen streiten, was für alle drei tödlich endet. Jahrzehnte später kehrt der jüngste Bruder, damals Augenzeuge, mit seiner eigenen Familie an den Ort des Geschehens zurück, eine Blockhütte im Wald, die von den Geistern seiner toten Brüder bewohnt wird. Gegenwart und Vergangenheit beginnen sich zu überlappen, ein neues Drama entfaltet sich, kommentiert von der schelmenhaften Teufelsfigur "The Shape", die sowohl Geister-, als auch Lebende beobachten kann.

Elvis Costello übernimmt auf dem Soundtrack diesen dämonischen Part, sein burleskes Eröffnungsstück "That's Me" gehört zu den Highlights des Albums, ebenso wie Neko Cases beschwingte Country-Ballade "That's Who I Am", Taj Mahals Gospel-Blues "Tear This Cabin Down" oder Sheryl Crows fiebriger Cajun-Rocker "Jukin'". Irres Detail: Für die musikalischen Parts der zerstrittenen Brüder konnte Mellencamp die ehemaligen "Blasters" Dave und Phil Alvin gewinnen, ein auch im echten Leben seit langem verfeindetes Bruderpaar. So ist "Ghost Brothers" vor allem ein Showcase uramerikanischer Rock-Stilistik: Country, Bluegrass, Blues und Folk, vorgetragen von Könnern und Koryphäen, untermalen hier eine sinistre Südstaaten-Saga in der Tradition von Faulkner oder Tennessee Williams. Nennen wir's mal ein interessantes Experiment, das Americana-Fans uneingeschränkt zu empfehlen ist. Alle anderen, vor allem die King-Fans, warten vielleicht doch eher auf die ganze Show.

(6.5)

Tags: Ghost Brothers Of Darkland CountyJohn MellencampT-Bone BurnettSheryl CrowRosanne CashKris KristoffersonNeko CaseThat's MePhil Alvin

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Der Spiegel, July 16, 2013


Andreas Borcholte reviews Ghost Brothers Of Darkland County.


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