Kulturwoche, July 24, 2006

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Elvis Costello & The Imposters

Jazzfest Wien

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   Manfred Horak

Von diesem Konzert kann man noch Jahre zehren: Elvis, II. — der King of Pop — legte im Rahmen des Jazzfest Wien in der Oper eine erstaunliche, hoch motivierte, Performance hin.

Die Leidenschaft für Musik, gepaart mit höchster Qualität an Ausdrucksform, die Elvis Costello, gemeinsam mit seinen Musikerkumpanen The Imposters, auf der hölzernen Bühne der Wiener Staatsoper entfachte, kann nur in Superlativen beschrieben werden, denn von diesem Konzert kann man noch Jahre zehren. Hundert Lieder übte Mr. Costello und Band für seine Tournee ein, ein knappes Viertel davon kam in Wien zu Gehör, was bedeutet, dass seine Auftritte von Spontaneität durchzogen sind und er sich mitunter kurzfristig überlegt, welchen seiner brillanten Lieder er aus dem Ärmel schüttelt. Auch innerhalb eines Songs sind keine Grenzen gesetzt, was man bei einigen live dargebrachten Versionen bestens raushören konnte, so z.B., wenn er sich in ein manisches Gitarrensolo begab oder in Teilaspekte anderer Lieder begab — zum Teil in Van Morrisonscher-Medleyqualität, in dem Elvis, II. aus einem seiner Songs heraus altbekannte Stücke wie "Suspicious Minds" oder "Dark End of the Street" einflocht, oder im Nick Lowe-Song "(What`s so funny about) Peace, Love and Understanding" ein paar Riffs seines 1979er-Hits "Oliver´s Army" unterbrachte.

Das Setlist bestand aus seiner gesamten Schaffensperiode, Lieder aus seinem Debütalbum aus dem Jahr 1977 (My Aim Is True) wurden genauso gespielt wie Delikatessen aus seinem jüngsten Album The Delivery Man und einiges aus fast allen 19 Alben zwischen den beiden genannten. Daraus ergaben sich demgemäß etliche Höhepunkte, noch dazu, da er die Lieder aus dem zeitlichen Kontext riss und die alten Lieder genauso frisch daherkamen wie die neuen, so wie halt großartige Gegenwartskunst sein muss — unmodern, oder, anders formuliert, sich jeder Mode entziehend. Am meisten berührt war ich von "Our little angel" aus dem fulminanten Costello Show-Album King of America, sowie von seiner szenischen Erzählperformance in When I Was Cruel aus dem gleichnamigen Album, und natürlich von "Alison" aus dem Debütalbum, bei dem er in genialer Weise das bereits erwähnte "Suspicious Minds" von Elvis, I. integrierte, wie er bei "Either Side Of The Same Town" aus seinem jüngsten Album den Klassiker "Dark End of the street" einarbeitete, bevor er sich in ein frühes Lied — "Pump it up" (aus This Year's Model) — begab.

Der 12 Bar Blues, Soul und Country wechselten so ineinander ab und selbst Klassikeinschübe (bei "Clubland" aus dem sensationellen Album Trust) durften nicht fehlen. Er tauchte zuweilen in die Gitarrenschräge ab, wütete im Get Happy!-Sound, stolzierte im Blood & Chocolate-Gewand, und artikulierte seine hervorragenden, wenn auch oft inhaltlich nicht leicht verständlichen Texten in ausdrucksstarker Präsenz, sei es in einem seiner wohl bekanntesten Songs Almost Blue (aus dem Album Punch the Clock), sei es in "So like Candy" (aus Mighty Like A Rose), sei es im abschließenden "The Scarlet Tide" (dem Schlusssong von The Delivery Man), bei dem er eine Strophe lang aufs Mikro verzichtete und die Oper mit natürlicher Stimmenkraft beschallte.

The Imposters wiederum (die sich übrigens nach dem Song "The Imposter" aus einem seiner genialsten Alben überhaupt, Get Happy!!, benennt) — bestehend aus den Musikerfreunden aus der Attractions-Zeit, Steve Nieve (Keyboards) und Pete Thomas (Drums), sowie dem Bassisten Davey Faragher — bot dabei dem großen Sänger mit den silberfunkelnden Las Vegas-Schuhen einen fantastischen Rückhalt, mehr noch, was Steve Nieve z.B. aus seinen Gerätschaften hervorzauberte grenzte an Magie, ebenso wie Pete Thomas die Felle bearbeitete, mal knüppelhart, mal streichelweich, und wie Davey Faragher kuriose wie gleichermaßen geniale Basslinien zog — das war eine Darbietung, wie man sie nur alle paar Jahre mal live zu hören bekommt. Die Lieder erhielten durch die vertraute Einigkeit des Quartetts eine mehrfache Vitalisierung, um im übrigen bin ich der Meinung, dass Elvis Costello seit 1977 zu den drei oder vier wichtigsten Songwritern des Musikplaneten zählt.


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Kulturwoche, July 24, 2006


Manfred Horak reviews Elvis Costello & The Imposters, Sunday, July 3, 2005, JazzFest Wien, Vienna State Opera House, Vienna, Austria.

Images

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Photo credit: Marco Annunziata

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Photos credit: Jazzfest Wien


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