Elvis Costello ist ein Genie. Es gelingt ihm nicht nur, alljährlich ein erstklassiges Album auf den Markt zu bringen, sondern er weiß es auch in überzeugender Weise zu promoten: „Goodbye Cruel World 1984 USA-Tour" lautet seine diesjährige Tournee.
Nach dem Motto „Wer Elvis Costello mag, darf sich intellektueller als ordinäre Rock-Fans einschätzen" eignet sich diese Universitätsstadt am Rande der San Francisco-Bucht besonders für den Oxford-like aussehenden Briten mit den roten Schuhen.
An einem milden Septemberabend im griechischen Amphitheater Berkeleys überzeugte Costello erneut. Mit einer Pseudo-Country-Version seines jetzigen Hits „The Only Flame In Town" — wenn man Costellos Songs frech als Hitparadenstücke abschlachten will — begann ein zweistündiges Programm, in dem eine der flexibelsten Stimmen der Musikwelt die 18 000-Menschen-Kulisse in Atem hielt.
Ergänzt durch die perfekt übereinstimmenden „Attractions", sang Costello ein gemischtes Programm mit Titeln aus allen seinen LPs. Vom „Mystery Dance" aus dem My Aim Is True-Album über „Every Day I Write The Book" aus dem letztjährigen Punch The Clock zum romantischen „You Worthless Thing" von der aktuellen Scheibe — alles war vorhanden.
Ein Höhepunkt aller Costello-Auftritte sind überarbeitete Versionen seiner älteren Lieder. „Watching The Detectives" begann in einem pumpenden Reggae-Stil, ging in ein flottes Jazz-Arrangement über und endete in einem tropischen Ton. Und da dies nicht exzentrisch genug war, hörten die Studenten und Studentinnen auch Covers von den Byrds, James Brown und Namensvetter Presley, worauf Costello ein „Elvis Is King" von den Rängen zurückschallen hören konnte.
Im Gegensatz zu den Stones gibt es keinen krassen Unterschied zwischen Costello Vinyl und Costello live. Dies spricht für die kristallene Klarheit seiner Stimme. Und im Zeitalter, wo nicht nur Punkbands, sondern auch Jagger und Co. — und gar die Thompson Twins — politisch werden, konnte auch er es nicht lassen, dem Trend zu folgen. In „Peace In Our Time", einer simplen, doch wirkungsvollen Ballade, beklagt sich Costello über die jetzigen Verhältnisse: „There's already one spaceman in the White House, what do we need another one for?" Die Berkeley-Kulisse jubelte.
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