Rheinische Post, July 23, 2013

From The Elvis Costello Wiki
Jump to navigationJump to search
... Bibliography ...
727677787980818283
848586878889909192
939495969798990001
020304050607080910
111213141516171819
202122232425 26 27 28


Rheinische Post

Germany publications

Newspapers

Magazines

Online publications


European publications

-
Düsseldorf

Elvis Costello – Klassiker mit Stil


translate
 Philipp Holstein

Düsseldorf. Der 58-Jährige gab ein mitreißendes Konzert in der Düsseldorfer Tonhalle.

Nur knapp 400 Menschen kamen in die Düsseldorfer Tonhalle, das ist zwar wenig, aber auch egal, denn diese Leute waren das beste Publikum, das man Elvis Costello hätte wünschen können. Das Konzert war ja eigentlich schon vorbei, der 58-Jährige hatte bereits vier Zugaben gespielt, aber alle standen auf, klatschen und jubelten, auf dass er noch nicht gehen möge. Da verbeugte er sich, legte die Fäuste an den Mund, nickte, griff in die Saiten und holte zwei Klassiker hervor: "Pump It Up" und "Alison".

Costello trug ein Hemd mit Paisley-Muster, eine arg stramme Weste, natürlich Hut und schwarze Brille, und wenn er für eines seiner heftigen Gitarrensoli einen Ausfallschritt machte, sah man seine neongrünen Socken. Überhaupt guckt man diesem Mann gerne zu, er ist der Beweis, dass man damals schon die richtige Musik hörte. Die Songs klingen noch immer ziemlich gut, das umwerfende "Watching The Detectives" von 1977 etwa, "Chelsea" (1978) und das mächtige "I Want You" (1986). Costello singt Liebeslieder mit der gebotenen Dringlichkeit, er macht Druck, weil das, was er sagt, wichtig ist, und er macht Krach, weil er nicht nur ge-, sondern vor allem erhört werden möchte. Ein Dutzend Gitarren lagerte am Bühnenrand, ein Helfer reichte sie an – Costello brauchte fast alle.

Die Güte der ersten Songs indes ließ sich höchstens erahnen, es schepperte, als hätten sich Costello und seine Drei-Mann-Band The Imposters den Soundscheck gespart; nur allmählich wurde es besser. Man konnte dann immerhin gut nachvollziehen, wo sich Costello einst bediente im London der 70er Jahre. Er mischte Soul, Punk und Reggae, das Piano legte die Fährte zum Jazz, und man wunderte sich neuerlich darüber, mit wie viel Stilwillen das alles zu etwas Gültigem verbunden wurde.

Dem glänzenden ersten Drittel folgte ein Balladenteil. Costello sang "She", den Tränenzieher aus dem Film "Notting Hill". Er hielt das Mikro in der rechten Hand, den Daumen der linken hakte er in die Tasche der Jeans. Er sah aus wie ein Junge, den man zum Vorsingen aufgefordert hat, er nuschelte über die erste Strophe hinweg und ging hinunter ins Publikum wie ein Schnulzensänger. Einige nutzten die Gelegenheit und ließen sich mit ihm fotografieren. "Shipbuilding" klang dann einfach nur schief, Verzeihung, aber es saß nur mehr jeder zweite Ton – dabei ist das einer seiner schönsten Songs. Keiner nahm es ihm übel, einer rief gar: "Genial!".

Überragend der Schluss. Costello und die bestens aufgelegte Band ließen die Songs ineinander übergehen, keine Pause, bloß Tempo: "Suit Of Lights", "Radio Radio". Niemand saß, das war so toll. Costello breitete nach mehr als zwei Stunden gerührt die Arme aus: "Ich mag euch", meinte er wohl. Jeder verstand.


Tags: Pump It UpAlisonWatching The Detectives(I Don't Want To Go To) ChelseaI Want YouThe ImpostersSheNotting HillShipbuildingSuit Of LightsRadio, Radio

-

Rheinische Post, July 23, 2013


Philipp Holstein reviews Elvis Costello and The Imposters, on Sunday, July 21, 2013, at Tonhalle, Dusseldorf, Germany.

Images

2013-07-23 Rheinische Post photo 01 sd.jpg
Photo credit: Susanne Diesner

-



Back to top

External links