Core, July 1995: Difference between revisions

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Core

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Elvis Costello

Cover-Songs aus dem Gemüseladen

Steffen Rüth

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Jetzt hat es also auch Costello erwischt. Ein Virus geht um in der Popmusik, und es befällt in erster Linie begnadete Singer/Songwriter. Leute also, die in ihrer bisherigen Karriere mit eigenen Kompositionen herausragende Songs geschaffen haben und deren Talent - wollen wir mal nicht von Genie sprechen - unbestritten ist. Plötzlich packt sie der Cover-Bazillus, eigene Songs fallen ihnen nicht mehr ein, also ran an Vattas Plattenschrank. Annie Lennox hat es vor kurzem erwischt, Matt Johnson von The The, Duran Duran und auch Jeff Healey. Jüngstes Opfer ist also nun ausgerechnet der Mann, der neben seinem Kumpel Paul McCartney als bester Songschreiber Englands gilt.

Aber keine Angst, das Album ist gut. Kojak Variety heißt es, benannt nach dem Gemüseladen bei Costello um die Ecke. Die fünfzehn Songs, die der Meister ausgewählt hat, stammen alle aus dem Zeitraum von 1930 bis 1970 und dürften mithin dem Großteil der Costello-Fans unbekannt sein. Ginge also notfalls sogar als regelgerechtes neues Album durch, wenn man nicht kleinlich ist. „Ich habe absichtlich Songs ausgewählt", so Elvis Costello, „die nicht sehr bekannt sind. Es bringt nämlich nichts, die 120. Version von "A Whiter Shade Of Pale" aufzunehmen, so wie Annie (gemeint ist Annie Lennox) das gerade getan hat. Wer das Original liebt, wird sich mit der Neuaufnahme immer schwertun, ganz egal, wie gut die neue Version auch ist. Es ist sehr schwer, dem Schatten bekannter Songs auszuweichen, Viele der Songs auf Kojak Variety sind für den Hörer wirklich neu, er legt keine so hohen Maßstäbe an." Zu den bekannteren gecoverten Namen gehören Bob Dylan oder Randy Newman, aber wer kennt schon Mose Allison oder die Louvin Brothers. „Vielleicht entdeckt die ja einer durch meine Platte. Wäre doch toll." Kojak Variety ist ein insgesamt eher ruhiges, melancholisches, besonnenes Album geworden, inklusive einiger emotionaler Ausbrüche wie "Bama Lama Bama Loo," das ursprünglich von Little Richard stammt. Rhythm & Blues, Pop, Folk und Country sind die stilistischen Eckpfeiler der Platte. Ausflüge in die klassische Musik, wie vor wenigen Jahren mit dem Brodski Quartett, unternimmt Costello diesmal nicht. Viele der Originale stammen tatsächlich aus dem Schrank von Vater Costello. Der war früher Sänger in einer Tanzband und bekam jede Woche einen Stapel neuer Platten, die er dann bis zum nächsten Auftritt lernen mußte. „Ich habe viel von meinem Vater gelernt." Wenn man bereits bestehende Lieder aufnimmt, so Costello, verrate das eine Menge über den Künstler. „Noch mehr als deine eigenen Songs, denn in denen kannst du deine wahren Gefühle verstecken, wenn du willst. Deine Persönlichkeit kannst du hinter Charakeren verstecken, die du speziell für diesen einen Song entwickelst. Das geht nicht, wenn es das Lied schon gibt."

Aber trotzdem Elvis, wie kam es dazu? Ist Dir nichts mehr eingefallen? Wolltest du dich an einen Trend hängen? Hast du doch gar nicht nötig. „Soviele Gedanken habe ich mir da gar nicht drum gemacht. Es war jetzt einfach eine gute Gelegenheit, denn ich gehe in diesem Jahr nicht auf Tour.und beginne im Sommer mit den Vorbereitungen an einem Album mit den Attractions. Ich habe einfach ein paar Songs aufgenommen, die ich besonders mag, und da höre ich von all den anderen Cover-Alben. Ich denke aber, daß Annie, Duran Duran und ich verschiedene Käuferschichten ansprechen, uns also nicht ins Gehege kommen. Witzig fand ich ja, daß Duran Duran mit "Watching The Detectives" einen Song von mir auf ihrem Album haben. Er klang aber sehr typisch Duran Duran. Nicht schlecht, aber nichtssagend." Um Kojak Variety aufzunehmen begab sich Herr Costello mit einigen befreundeten Musikern für zweienhalb Wochen auf Barbados. Man munkelt, dort soll es sehr nett sein. „Naja, war es auch. Wir sind viel gesurft, nachmittags waren wir im Studio und den Rest des Tages an der Bar. Es war keine besonders harte Zeit."

Ohnehin, auch bei einem ausgesprochen begnadeten Songwriter wie dem 39jährigen Costello sind die Grenzen zwischen eigenen und fremden Songs mitunter fließend. _Beim Schreiben kombinierst du Handwerk mit Kunst. Die Inspiration kann von einer Vielzahl von Dingen kommen, manchmal hast du einfach ganz bewußt ein anderes Lied im Kopf, an dem du dich bei deinem Song orientierst. Es kommt vor, daß ich an einen ganz bestimmten Song denke, den ich wirklich liebe. Den kopiere ich dann nicht, sondern versuche, mir das Gefühl, das mir dieser Song gibt, zu eigen zu machen und zu einem ähnlichen Effekt in meiner eigenen Musik umzuwandeln. Glaub' ja nicht, daß mir das Songschreiben in den Schoß fällt. Oft habe ich ein Ideal im Kopf, zum Beispiel einen Song von Curtis Mayfield und werde mächtig frustriert, wenn ich das dann nicht erreiche." Ab und zu zweifelt Costello auch an sich. Und das, obwohl er seit über fünfzehn Jahren im Pop-Geschäft ein hochgelobtes Album nach den anderen abliefert und, wenn es sein muß, auch mal eine ganze Platte an einem Wochenende schreiben kann, wie er mit dem Solo-Album von Wendy James bewiesen hat. „Das ist mir vor gar nicht langer Zeit mal passiert. Ich hing so rum, und plötzlich viel mir eine der besten Melodien aller Zeiten ein. Du mußt halt manchmal nur drauf warten können."

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C.O.R.E, July 1995


Steffen Rüth reviews Kojak Variety.

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