Der Tagesspiegel, May 12, 1999

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Der Tagesspiegel

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The right show

Elvis Costello verzaubert bei seinem
Berlin-Auftritt im SFB-Sendesaal

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  H.P. Daniels

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1977 wechselte Declan Patrick Mac Manus seinen Namen. wurde Elvis Costello — und schließlich ziemlich berühmt Zuletzt durch die Zusammenarbeit mit Burt Bacharach, dem Grand Old Man anspruchsvoller amerikanischer Pop-Musik Auf dem gemeinsamen Album, Painted From Memory, zeigen sich die beiden in der Meisterschaft eingängiger Melodien mit vertrackten harmonischen Strukturen. Und Costello präsentiert sich in der Rolle des eleganten Crooners. was ihn den Wee Small Hours seines erklärten Vorbildes Frank Sinatra noch ein bißchen näherbringt Rauchig, jazzig, blue. Ein Glücksfall ist auch das Konzert am Montagabend im Sendesaal des SFB. Auf der Bühne ein Konzertflügel, ein Mikrophon in der Mitte, der Tischverstärker hinten, die akustische Gitarre rechts, ein paar bescheiden unaufdringliche Scheinwerfer rundum. Schönes Bild. Stilleben.

Um viertel vor neun dann erste Töne: ein paar Big-Band-Bläser vom Band, großer Jubel aus dem Saal, und von der Bühne eine tiefe Verbeugung des kleinen drahtigen Elvis Costello mit der schwarzen Brille, den millimeterkurzen Haaren und den hohen Geheimratsecken. Ein freundliches großes Zahnlükkenlächeln, linke Hand lässig in der Hosentasche. rechte ums Mikrofon. Costellos Songs sind die schönste Versuchung seit ... ja, was eigentlich? Vergleiche versagen. Lennon, Newman. Dylan okay — Sinatra auch. Das sind Einflüsse, vielleicht, aber längst spielt, singt und komponiert Costello in seiner eigenen Klasse.

„How are you?", fragt er. stellt seinen Begleiter am Piano vor. Steve Nieve. Mitstreiter aus den alten Zeiten, als er sich noch von den .Attraktion" begleiten ließ. Eine Attraktion ist auch dieses Duo. Nieve beherrscht mühelos die gesamte Tastatur vom klassischen Bildungsflügel übers Jazzklavier zum Piano in der Rock-Ecke. Costello erzählt ein paar nette Anekdoten und spielt Akustikgitarre. Allerdings braucht es drei, vier Songs bis sich Piano, Stimme und Gitarre zu einem Sound von angenehmer Ausgewogenheit stabilisieren. „Elviiiis!" schreit jemand aus dem Publikum. „Yes?" antwortet Costello mit entspannter Freundlichkeit Kurze Pause. „Yes, you've come to the right show!"

Es ist dieser charmante Humor, der ein Konzert mit Costello um vieles betörender macht als seine Platten. Die treffliche Auswahl exzellenter Songs aus dem gesamten Oeuvre. In hervorragenden neuen Arrangements: vom wunderbaren „I don't wanna go to Chelsea" bis zu den melancholischen Bacharach-Kollaborationen — und dazwischen „Almost Blue", sein schönster Song: sehr langsam, sehr tief und dunkelblau, mit getupften Gitarrenakkorden -und dieser Stimme, die den härtesten Stein erweicht. Und wenn gelegentlich der Eindruck entsteht, Costello lege es darauf an vorzuführen, wie eindrucksvoll sich sein Stimmumfang erweitert hat in den letzten Jahren.. dann plötzlich, auf dem Höhepunkt des Dramas: eine kurze Bewegung zur Seite, und er läßt die letzte Note in eine andere Richtung wehen, zieht selbstironisch die Augenbrauen hoch. grinst und freut sich diebisch über die eigene Rolle als dramatischer Pop-Tenor.

Es ist diese Mischung aus Charme. Intelligenz, Humor und tiefer Melancholie. die Costello zu einem der aufregendsten Sänger und Songschreiber machen. Ein auffallend einfühlsames Publikum lauscht diesen wunderbaren 29 Songs in zweieinhalb Stunden in sichtlicher Ergriffenheit. Und zum Abschluß gibt es noch „Couldn't call it unexpected", ohne Mikrofon gesungen, sehr warm, sehr intim, als wären wir zu Gast in Costellos Wohnzimmer. Standing Ovations Kir das Konzert des Jahres!


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Der Tagesspiegel, May 12, 1999 - publication date unconfirmed


H.P. Daniels reviews Elvis Costello and Steve Nieve, Monday, May 10, 1999, Großer Sendesaal des SFB, Berlin, Germany.

Images

1999-05-12 Tagesspiegel clipping 01.jpg
Clipping.

Photo by Mike Wolff.
1999-05-12 Tagesspiegel photo 01 mw.jpg

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