Die Zeit, June 14, 2006: Difference between revisions

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'''POP: New Orleans lebt auf dem neuen Album von Elvis Costello und Alain Toussaint'''
Der Blues, sagt [[Allen Toussaint]], wohnte schon immer in New Orleans wir haben lediglich raffinierte Formen entwickelt, den Schmerz in Musik zu kleiden. Dass Weinen und Tanzen sich nicht ausschließen, ja der Funk sogar das beste Mittel darstellt, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, daran erinnern die ausgelassenen Tänze, in die jedes Jazz Funeral nach den Trauermärschen unweigerlich mündet. Warum also das Prinzip nicht auf Platte übertragen?
Der Blues, sagt [[Allen Toussaint]], wohnte schon immer in New Orleans wir haben lediglich raffinierte Formen entwickelt, den Schmerz in Musik zu kleiden. Dass Weinen und Tanzen sich nicht ausschließen, ja der Funk sogar das beste Mittel darstellt, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, daran erinnern die ausgelassenen Tänze, in die jedes Jazz Funeral nach den Trauermärschen unweigerlich mündet. Warum also das Prinzip nicht auf Platte übertragen?


The River In Reverse, das neue Album von Elvis Costello und Allen Toussaint, folgt tatsächlich dem Ritus einer Grablegung: Vom melodramatischen On Your Way Down über das gospelnde [[Nearer To You]] bis zum Stakkato-Funk von [[Tears, Tears And More Tears| Tears, Tears and More Tears]]. Drei, vier Jahrzehnte ist es her, dass Toussaint mit den Originalen Popgeschichte schrieb als Architekt des Sechziger-Jahre-Rhythm-n-Blues von [[Lee Dorsey]], Ernie K-Doe, [[Irma Thomas]], als Songwriter für Größen wie [[The Band]] und [[Little Feat]] oder auf eigenen Alben. Später verdrängten nationale Disco-Moden den Soul Marke New Orleans: bis der Wirbelsturm Katrina nicht nur Toussaints Haus und Studio zerstört, sondern ironischerweise auch sein Comeback beförderte, in Form von Benefiz-Auftritten, Sampler-Beiträgen und nun einem ganzen Songbook-Album.
''The River In Reverse'', das neue Album von Elvis Costello und Allen Toussaint, folgt tatsächlich dem Ritus einer Grablegung: Vom melodramatischen On Your Way Down über das gospelnde [[Nearer To You]] bis zum Stakkato-Funk von [[Tears, Tears And More Tears| Tears, Tears and More Tears]]. Drei, vier Jahrzehnte ist es her, dass Toussaint mit den Originalen Popgeschichte schrieb als Architekt des Sechziger-Jahre-Rhythm-n-Blues von [[Lee Dorsey]], Ernie K-Doe, [[Irma Thomas]], als Songwriter für Größen wie [[The Band]] und [[Little Feat]] oder auf eigenen Alben. Später verdrängten nationale Disco-Moden den Soul Marke New Orleans: bis der Wirbelsturm Katrina nicht nur Toussaints Haus und Studio zerstört, sondern ironischerweise auch sein Comeback beförderte, in Form von Benefiz-Auftritten, Sampler-Beiträgen und nun einem ganzen Songbook-Album.
 
Allein das Gespann mit Elvis Costello macht stutzig: Hatte der Meister aller Stilrichtungen nicht zuletzt Burt Bacharach mit halb garen Kollaborationen beglückt? Doch gewinnt Toussaints Coolness gerade durch Costellos Emotionalität. Wie etwa auf dem message soul von [[Who's Gonna Help Brother Get Further?]]: Wenn Toussaint luftige Klavierfiguren wirbelt, erdet ihn die Band des Briten mit schmutzig-schleifenden Beats. Wirft er Zeilen wie what happened to the liberty bell I heard so much about? mit trügerischer Nonchalance hin, lässt sein Gesangspartner heiligen Zorn aufblitzen. Und [[Ascension Day]], Toussaints Mollvariante von Professor Fess Tipitina, ruft mehr an als die Magie der Vergangenheit. Der Blues dieser Stadt das zeigen selbst die paar Neukompositionen auf The River In Reverse klingt heute nicht viel anders als vor 40 Jahren. Und auch wenn Costellos Zeilen die Wahrheit von New Orleans kaum fassen: Sein Trauermarsch-Rhythmus, vereint mit Toussaints schleppendem Bläsersatz, kommt ihr ziemlich nahe.


Elvis Costello & Allen Toussaint: The River In Reverse (Verve/Universal)
Allein das Gespann mit Elvis Costello macht stutzig: Hatte der Meister aller Stilrichtungen nicht zuletzt Burt Bacharach mit halb garen Kollaborationen beglückt? Doch gewinnt Toussaints Coolness gerade durch Costellos Emotionalität. Wie etwa auf dem message soul von [[Who's Gonna Help Brother Get Further?]]: Wenn Toussaint luftige Klavierfiguren wirbelt, erdet ihn die Band des Briten mit schmutzig-schleifenden Beats. Wirft er Zeilen wie what happened to the liberty bell I heard so much about? mit trügerischer Nonchalance hin, lässt sein Gesangspartner heiligen Zorn aufblitzen. Und [[Ascension Day]], Toussaints Mollvariante von Professor Fess Tipitina, ruft mehr an als die Magie der Vergangenheit. Der Blues dieser Stadt das zeigen selbst die paar Neukompositionen auf ''The River In Reverse'' klingt heute nicht viel anders als vor 40 Jahren. Und auch wenn Costellos Zeilen die Wahrheit von New Orleans kaum fassen: Sein Trauermarsch-Rhythmus, vereint mit Toussaints schleppendem Bläsersatz, kommt ihr ziemlich nahe.


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Elvis Costello & Allen Toussaint: ''The River In Reverse'' (Verve/Universal)


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*[http://en.wikipedia.org/wiki/Die_Zeit Wikipedia: Die Zeit]
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Die Zeit

Newspapers
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Tanz den Trauermarsch

New Orleans lebt auf dem neuen Album
von Elvis Costello und Allen Toussaint

Volker Schmidt

Der Blues, sagt Allen Toussaint, wohnte schon immer in New Orleans wir haben lediglich raffinierte Formen entwickelt, den Schmerz in Musik zu kleiden. Dass Weinen und Tanzen sich nicht ausschließen, ja der Funk sogar das beste Mittel darstellt, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, daran erinnern die ausgelassenen Tänze, in die jedes Jazz Funeral nach den Trauermärschen unweigerlich mündet. Warum also das Prinzip nicht auf Platte übertragen?

The River In Reverse, das neue Album von Elvis Costello und Allen Toussaint, folgt tatsächlich dem Ritus einer Grablegung: Vom melodramatischen On Your Way Down über das gospelnde Nearer To You bis zum Stakkato-Funk von Tears, Tears and More Tears. Drei, vier Jahrzehnte ist es her, dass Toussaint mit den Originalen Popgeschichte schrieb als Architekt des Sechziger-Jahre-Rhythm-n-Blues von Lee Dorsey, Ernie K-Doe, Irma Thomas, als Songwriter für Größen wie The Band und Little Feat oder auf eigenen Alben. Später verdrängten nationale Disco-Moden den Soul Marke New Orleans: bis der Wirbelsturm Katrina nicht nur Toussaints Haus und Studio zerstört, sondern ironischerweise auch sein Comeback beförderte, in Form von Benefiz-Auftritten, Sampler-Beiträgen und nun einem ganzen Songbook-Album.

Allein das Gespann mit Elvis Costello macht stutzig: Hatte der Meister aller Stilrichtungen nicht zuletzt Burt Bacharach mit halb garen Kollaborationen beglückt? Doch gewinnt Toussaints Coolness gerade durch Costellos Emotionalität. Wie etwa auf dem message soul von Who's Gonna Help Brother Get Further?: Wenn Toussaint luftige Klavierfiguren wirbelt, erdet ihn die Band des Briten mit schmutzig-schleifenden Beats. Wirft er Zeilen wie what happened to the liberty bell I heard so much about? mit trügerischer Nonchalance hin, lässt sein Gesangspartner heiligen Zorn aufblitzen. Und Ascension Day, Toussaints Mollvariante von Professor Fess Tipitina, ruft mehr an als die Magie der Vergangenheit. Der Blues dieser Stadt das zeigen selbst die paar Neukompositionen auf The River In Reverse klingt heute nicht viel anders als vor 40 Jahren. Und auch wenn Costellos Zeilen die Wahrheit von New Orleans kaum fassen: Sein Trauermarsch-Rhythmus, vereint mit Toussaints schleppendem Bläsersatz, kommt ihr ziemlich nahe.

Elvis Costello & Allen Toussaint: The River In Reverse (Verve/Universal)

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Die Zeit, June 14, 2006


Jonathan Fischer reviews The River In Reverse.



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