Fachblatt Musik Magazin, August 1991: Difference between revisions
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<center> John Christiansen </center> | {{GT | link = https://translate.google.com/translate?sl=de&tl=en&js=y&prev=_t&hl=en&ie=UTF-8&u=http%3A%2F%2Fwww.elviscostello.info%2Fwiki%2Findex.php%2FFachblatt_Musik_Magazin%2C_August_1991&edit-text= }} | ||
<center> {{mm}} John Christiansen </center> | |||
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'''Elvis Costello ist nicht nur eine Symbolfigur intelligenten und anspruchsvollen New Waves und ein kommerziell erfolgreicher Popmusiker, sondern auch — und das ist ungewöhnlich — ein Lieblingskind der Kritiker, obwohl oder vielleicht gerade auch weil er sich dem branchenüblichen Promotionrummel konsequent verweigert. | |||
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Verblüffte der bissig zynische Kommentator menschlicher Unzulänglichkeiten mit bürgerlichem Namen Declan Patrick Mac Manus bislang zumeist durch seinen Ideenreichtum im Umgang mit den unterschiedlichsten musikalischen Stilrichtungen, so überrascht er diesmal bei der persönlichen Begegnung und auf dem Cover seines aktuellen Albums ''Mighty Like A Rose'' durch sein völlig neues Outfit: Mit langen Haaren, Vollbart und Nickelbrille wirkt er wie ein Relikt der seligen 70er. Genauso überraschend verläuft auch das Interview. Nichts von apostrophierter Schwierigkeit und Medienfeindlichkeit, ganz Brite, zeigt sich Elvis Costello zuvorkommend und redefreudig sowie als überaus nachdenklicher und kriti scher Zeitgenosse... | Verblüffte der bissig zynische Kommentator menschlicher Unzulänglichkeiten mit bürgerlichem Namen Declan Patrick Mac Manus bislang zumeist durch seinen Ideenreichtum im Umgang mit den unterschiedlichsten musikalischen Stilrichtungen, so überrascht er diesmal bei der persönlichen Begegnung und auf dem Cover seines aktuellen Albums ''Mighty Like A Rose'' durch sein völlig neues Outfit: Mit langen Haaren, Vollbart und Nickelbrille wirkt er wie ein Relikt der seligen 70er. Genauso überraschend verläuft auch das Interview. Nichts von apostrophierter Schwierigkeit und Medienfeindlichkeit, ganz Brite, zeigt sich Elvis Costello zuvorkommend und redefreudig sowie als überaus nachdenklicher und kriti scher Zeitgenosse... | ||
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Man muß wissen, was für Songs man schreiben will und wie sie ausgehen, und wenn sie dann fertiggestellt sind, denke ich darüber nach, wie ich sie auf einer Platte hören will. Texte und Musik sind für mich eine Einheit. "Harpies Bizarre" könnte ich mir nicht mit einem Dancebeat vorstellen, das würde absolut nicht zusammenpassen. "Hurry Down Doomsday" ist für mich dagegen eine leicht verrückte Tanznummer, obwohl es nie ein Hit werden würde, denn dazu ist die Nummer nicht konventionell genug. Das Stück hat die musikalischen Qualitäten einer Tanznummer, einen harten Groove, nur eben komplexer als bei einem normalen Dancebeat. | Man muß wissen, was für Songs man schreiben will und wie sie ausgehen, und wenn sie dann fertiggestellt sind, denke ich darüber nach, wie ich sie auf einer Platte hören will. Texte und Musik sind für mich eine Einheit. "Harpies Bizarre" könnte ich mir nicht mit einem Dancebeat vorstellen, das würde absolut nicht zusammenpassen. "Hurry Down Doomsday" ist für mich dagegen eine leicht verrückte Tanznummer, obwohl es nie ein Hit werden würde, denn dazu ist die Nummer nicht konventionell genug. Das Stück hat die musikalischen Qualitäten einer Tanznummer, einen harten Groove, nur eben komplexer als bei einem normalen Dancebeat. | ||
''Deine Musik schafft für wich jedoch auch oft eine Art ironische Distanz zu den Texten, wenn ich beispielsweise an den Song "The Other Side Of Summer" denke, wo Du beschredst, wie unsere Welt zum Teufel geht und das Ganze mit einer Beach Boys-mäßigen Surfmusik unterlegst... | |||
Natürlich, da hast Du absolut recht. Genauso verhält es sich auch bei "Georgie And Her Rival," das wie ein typisches Liebeslied rüberkommt, aber in Wirklichkeit eher eine tragische Geschichte beinhaltet. Ich bin der Meinung, daß ein derartiges Vorgehen sehr effektiv sein kann, denn so bekommt man die Leute dazu, sich eine Sache anzuhören, wobei sie dann plötzlich feststellen, daß der Song völlig anders ist, als sie erwartet haben. Das macht die ganze Sache lebendiger. | |||
''Woher bekommst Du eigenshä die Inspiration für Deine Songs? | |||
Schwer zu sagen, manchmal passiert mir persönlich etwas, oder irgendein Ereignis in der Welt bewegt mich, darüber einen Song zu schreiben. Aber gerade, was das letztere anbelangt, so halte ich es eher für gefährlich, ein allgemeines Ereignis zum Auslöser für einen bestimmten Song zu machen, weil genau das auch vielen anderen einfällt. | |||
''Klar, insbesondere, wenn man an Ereignisse wie die Hungerkatastrophe in Afrika oder den Golfkrieg denkt. | |||
Das Problem dabei liegt darin, daß, wenn man über Dinge schreibt, die in der Welt passieren, die Sache an sich zumeist den Song überwiegt. Ich hatte z. B. meine eigenen Ideen über den Song "Invasion Hit Parade," der ursprünglich ausgelöst wurde durch die Entwicklungen in Rumänien. Aber bedingt durch den Golfkrieg verbinden die meisten Leute wohl den Text mit den Geschehnissen dort. Ich habe den Song trotzdem auf der Platte gelassen, da es mir im Prinzip vor allem auf das allgemein zu beobachtende Phänomen ankam, daß heutzutage jedes aktuelle Ereignis vom Fernsehen sofort berichtet und damit innerhalb von Minuten zu bloßer Unterhaltung pervertiert wird. Das ist für mich persönlich eine Horrorvision, aber auch eine irgendwie in ihrer ganzen Absurdität komische Vorstellung. Ich glaube, das hilft dabei zu verhindern, daß man in dieser Welt verrückt wird. Du kannst natürlich auch versuchen, die Augen vor den Ereignissen zu verschließen und für Dich in einer Art künstlichem Frieden zu leben, aber das ist nicht mein Weg. Ich versuche immer eine wenn auch nur kleine Ecke Humor darin zu finden. | |||
''Das erimert mich ein wenig an Schriftsteller und Dramatiker wie Beckett oder Ionesco, die ihre traumatisdsen Visionen auch oftmals in komische Bilder übersetzt haben... | |||
Ja das stimmt, insbesonders Beckett war ein Meister darin, ein kleines bißchen Licht im schwärzesten Bild zu entdecken, aber ich bewege mich trotzdem auf einer ganz anderen Ebene als er. | |||
''Hast Du in dem Zusammenhang schon mal daran gedacht, Texte ohne Musik zu teröffendidten, also L B. Gedichte zu schreben ..., denn für mich besitzen Deine Texte gerade im Vergleich zu anderen insgesamt schon eine liierurisdie Qualität...? | |||
Ich habe in der Tat schon die eine oder andere Sache in dieser Richtung geschrieben, so ist der Text auf der Coverrückseite von ''Spike'' fast ein Gedicht, aber letztlich hängt es davon ab, was man als Lyrik bezeichnet. Lyrik ist für mich eine Disziplin an sich, genau wie Musik, und es gibt sicher lyrische Momente in einigen meiner Songs, aber im Prinzip fühle ich mich nicht zum Dichter berufen, denn mir fehlt das durchgreifende Verständnis von Sprache und ihrer Strukturen, das nach meinem Ermessen ein Dichter besitzen muß. Sowie ich kein besonders begabter und befähigter Musiker bin, bin ich auch kein Dichter, höchstens ein Amateur mit gelegentlich glücklichen Momenten. | |||
Aber vieles, was gemeinhin als Dichtkunst gilt, ist für mich nur vordergründiger Reim, so wie z. B. Rap. Ich warte auf den Poeten, der sich im Rap versucht, denn bislang habe ich unter den Rappern noch keinen gehört, vielleicht kennen sie einfach nicht genug Wörter. Sie sprechen zu viel und zu laut, ohne dabei etwas zu sagen, wie James Brown einmal | |||
sagte. | |||
''Hast Du selbst schon einmal daran gedacht, Rap in Deine Musik einzubauen, nachdem Du bereits die unterschiedlichsten Stdrichtungen verarbeitet hast? | |||
Auf welche Weise? Warum sollte ich reden, wenn ich singen kann? Ich denke oft, daß Rap von den Leuten gemacht wird, die nicht singen oder keine Instrumente spielen können bzw. auf gesampelte Musik zurückgreifen, um ihre Ideen auszudrücken. Aber ich kann das, also warum sollte ich es tun? Außerdem käme ich mir lächerlich vor, wenn ich so tun würde, als käme ich aus der South Bronx (imitiert dabei den Rap üblichen Sprachgestus, d. Verf.). Das würde für mich keinen Sinn machen. Vielleicht mache ich das mal, weil mir die Art gefällt, aber sicher nicht deshalb, damit das, was ich sagen will, besser zu verstehen ist oder kommerzieller wird für Leute, die sonst nur Rap hören. | |||
''Gibt es für Dich eigentlich eine Musikrichtung, in der Du Deine persördichen Wurzeln findest? | |||
Nein, ich komme nicht aus irgendeiner Musiktradition. Das ist ja gerade das Gute an der Popmusik. Ich fühle mich nicht direkt einer Tradition verpflichtet oder verantwortlich, ich nehme ein bißchen hiervon und davon, schüttel es durcheinander und habe etwas anderes. Ich mag gerne R & B-Sachen, ich mag die Beach Boys, Greatful Dead, The Band, die Beatles; aber das heißt nicht, daß ich nicht auch Dancemusik oder irgendwelche neuen Gruppen mag. So höre ich Jazz und in jüngster Zeit auch sehr viel klassische Musik, gerade weil ich davon nicht so viel Anhnung habe. Es ist faszinierend für mich, plötzlich eine Musik wieder-zuentdecken, die ich vor langer Zeit in meiner Jugend gehört und dann 20 Jahre lang vergessen habe. | |||
Die meisten Rock 'n' Roll-Konzerte langweilen mich heute, weil zu oft immer die gleichen Sachen ablaufen, mit Ausnahme der wirklich guten Leute wie Van Morrison oder John Lee Hooker, die auch dann noch interessant sind, wenn sie einen schlechten Tag erwischt haben. Aber ich gehe heute auch in klassische Konzerte und öffne mich den verschiedensten Arten von Musik, auch wenn das direkt nichts mit den Sachen zu tun hat, die ich musikalisch mache. Das verhindert auf jeden Fall, daß ich musikalisch ein Snob werde. Es gibt viele Leute, die sagen: Ich mag keine Oboe. Was für ein Blödsinn ... Haben die vielleicht sämtliche Musik gehört, die je für Oboe geschrieben wurde, um das behaupten zu können? Wie kann jemand sagen, daß er die Oboe nicht mag? | |||
''Das hat mit Sidiedteit etwas mit den Hörgewohnheiten der meisten Leute zu tun, de bestimmte Musik als nicht akzeptabel erscheinen Riet ... | |||
Sicher — aber für viele gehört die Oboe eben zur klassischen Musik —und die ist deren Meinung nach nur etwas für alte Leute. Saxophon wird akzeptiert, denn das hat etwas mit Jazz und Rock zu tun. Da wird so viel Schwachsinn geredet, denn auf beiden Instrumenten kann man gute und schlechte Musik machen. | |||
''Wie erklärst Dur Dir Deinen doch international großen Erfolg, obwohl das, was Du machst, nicht gerade kommerziell zu nennen ist und Du audi als Person nicht gerade die Attrbute besitzt, die gemeinhin einen Popstar ausmachen? | |||
Ich habe keine schlüssige Erklärung für meinen Erfolg, insbesonders, was die nicht englischsprachigen Länder anbelangt. In Deutschland habe ich nicht viel getourt, aber hier verstehen viele Leute zumindest englisch. In Japan oder Italien können die Leute kaum die Texte verstehen, und trotzdem scheinen sie dort auch Interesse an meinen Sachen zu haben. | |||
Es gibt sicher so etwas wie eine internationale Sprache der Musik, also reiner Instrumentalmusik, die allgemein verständlich ist, und es gibt eine internationale Sprache der Popmusik, die sehr mit Klischees behaftet ist. Daß sich nun viele Leute für meine Musik interessieren, obwohl sie nicht unbedingt den herrschenden Klischees entspricht, empfinde ich als ein sehr großes Kompliment, aber eine schlüssige Erklärung dafür kann ich Dir nicht geben. Das ist auch nicht mein Job, da mußt Du die Leute fragen, die meine Platten kaufen. Nebenbei gesagt, halte ich meine Sachen nicht für so überaus ungewöhnlich; aber je länger ich im Geschäft bin, desto mehr werden sie es, da die Popmusik im Laufe der Zeit immer standardisierter und langweiliger geworden ist. Das hat nichts mit mir zu tun, aber das Geschäft ist in den 13 Jahren, in denen ich micht nun in der Szene bewege, immer kontrollierter und absehbarer geworden. | |||
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