Focus Magazine, October 12, 1998

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Elvis Costello

Elvis trifft den King


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   Katja Nele Bode

Songwriter-Genie Elvis Costello hat mit dem Guru des Easy Listening, Burt Bacharach, eine Platte aufgenommen

Es ist, als suchte er in seinen Songs nach dem Atom der Rührung. Der britische Musiker Elvis Costello, manischer Wanderer zwischen den Genres des zeitgenössischen Sounds, ist ein Wissenschaftler der Melodien, einer, der unermüdlich nach den harmonischen Verbindungen fahndet, die eine Reaktion im Herzen auslösen. An jenen wundersamen Weisen ist ihm gelegen, die Schwingungen in der Seele verursachen können. Er selbst könnte etwa nie die Takte des Liebeslieds „To Have Faith“ aus dem Musical „My Fair Lady“ nachsingen, weil „mir dann nach zwei Minuten die Tränen kommen würden“.

Also setzte der 44jährige – einst als widerborstige New-Wave-Ikone der 80er Jahre gepriesen – die Suche nach dem ersehnten Ton fort und traf konsequenterweise auf den Langstreckenläufer des amerikanischen Pop, den Easy-Listening-Komponisten Burt Bacharach, 69. Dieser wiederum merkt, daß ihm dann ein Song geglückt ist, wenn er ihn einem hübschen Mädchen auf einer Autofahrt vorspielt und sie dabei lächelnd aus dem Fenster blickt. „Ich glaube, wir sind eine spannende Kombination, weil Burt, dieser unglaublich charmante Mensch, einen magischen Effekt auf die Menschen ausübt, und in meiner Gegenwart werden die Leute immer ein bißchen nervös“, erzählt Costello mit feinem Lächeln.

Die Union der beiden Klang-Fabulierer mündete in dem Werk „Painted From Memory“, eine zartbittere Melange trauriger Schmachtfetzen zum ewigen Sujet des Verlassenwerdens – getragen, wunderbar oldfashioned, garantiert kein Easy Listening.

Schon lange muß Costello von der Zusammenkunft mit dem Botschafter des idealen Liebeslieds geträumt haben, denn schon während seiner Kindheit in Liverpool horchte Elvis auf, wenn im Radio Songs von Burt Bacharach erklangen: „Das war wahrlich elegante Musik, unverwechselbar. Da war eine Erotik drin, die ich mir gar nicht richtig erklären konnte. Ich liebte seine Stücke von Anfang an.“

Was er da hörte, war für den jungen Musiker das Modernste, dem er bis dahin gelauscht hatte. Anders als viele seiner musikalischen Mitstreiter aus den 70er Jahren ließ sich der junge Costello ohnehin wenig von den gängigen Trends inspirieren. Den Elektronikpop der 80er verschmähte er als zu trivial; die Punkmanie fand er albern: „Da haben ein paar Rockjournalisten versucht, den jungen Leuten zu erklären, Punk sei wichtig und würde alles ändern. In Wahrheit hat er gar nichts verändert.“ Zu Punk könne man eben nicht tanzen, keine Beziehung aufbauen. Wo war der Swing, der Witz, der Glanz des Phantastischen? Kalt ließ den Songwriter auch die grobe, pompöse Wucht von Hard Rock und Heavy Metal: „Das ist Macho-Musik. Mir ist es einfach suspekt, sich hinzustellen und sich besonders männlich zu geben. Das macht mich nervös. Und ich bin übrigens kein bißchen schwul.“ Natürlich habe er wilden Spaß daran gehabt, mal in einer Rockband zu spielen und Lärm zu machen: „Schließlich bin ich ein Kerl.“ Aber man müsse auch wissen, wann der Rhythmus langweilig wird.

Überhaupt irritierte ihn am ganzen Rock n Roll, daß in dieser Stilrichtung anscheinend nur 20jährige brillieren konnten: „Rock n Roll ist der einzige Bereich, in dem du populär sein kannst und ernst genommen wirst, wenn du noch sehr jung bist. Aber mal im Ernst, wer kann mit 21 in irgendeiner Sache gut sein? – Kein Arzt, kein Wissenschaftler, kein Jazzmusiker.“

Nie wohl gefühlt habe er sich – obwohl damals schon gefeiert -, als er selbst um die 20 war: „Ich habe es gehaßt.“ Immer sehnte sich Elvis Costello, der heute mit seiner Frau zurückgezogen in Irland lebt, nach der Lebensmitte – nach der Zeit, in der einem die eigenen juvenilen Aggressionen nicht mehr im Magen liegen, in der man sich nicht mehr um Image und Aussehen scheren muß und in der man einfach die besseren Platten macht: „Da halte ich es mit meinem großen Idol Frank Sinatra. Der wurde auch erst richtig gut, nachdem er weit über Vierzig war.“

„Mein Lieblingssänger war immer Frank Sinatra. Der hat seine besten Platten erst ab Mitte Vierzig aufgenommen“ – ELVIS COSTELLO, Komponist, 44


Tags: Burt BacharachPainted From MemoryFrank Sinatra

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Focus Magazine, October 12, 1998


Katja Nele Bode reports on Elvis working with Burt Bacharach on Painted From Memory.


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