Frankfurter Allgemeine Zeitung, September 27, 2014

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Elvis Costello, der bald nach Mainz kommt, über Schubladendenken, Gaza-Konflikt und Dylans Basement Tapes


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Michael Jacobs

MAINZ/WIESBADEN - Wave, Folk, Country, Klassik, Jazz: Kaum ein Rockmusiker besitzt eine breitere Stilpalette als Elvis Costello. Am 12. Oktober, 20 Uhr, ist er solo zu Gast in der Mainzer Phönix-Halle.

Mr Costello, Sie haben eine beachtliche musikalische Bandbreite. Wo sehen Sie ihre Wurzeln?

Ich habe keine Wurzeln.


KARTEN
Elvis Costello spielt am 12. Oktober, 20 Uhr, in der Phönix-Halle in Mainz. Karten gibt es online unter www.frankfurter-hof-mainz.de


Ihr Vater war auch ein berühmter Musiker...

Ja, irgendwie ist das ein Familienbetrieb. Aber obwohl meine Eltern Musiker waren, hörte ich Musik doch sehr differenziert. Die Musik, die einem als Kind begegnet ist eine Art Startpunkt. Dann entwickelt man sich weiter. Meine ersten musikalischen Bezugspunkte waren die Songs, die ich im Radio oder auf Schallplatte hörte, so wie das viele tun. Als kleines Kind kannte ich allerdings noch keine Folksongs. Im Radio liefen eher populäre Sachen, Rock oder Jazz.

Gibt es einen speziellen Costello-Stil?

Nein. Für mich gibt es nur eine Art von Musik, und das ist gute Musik. Es ist mir völlig egal, wie die Leute das nennen. Der Name von irgendetwas war mir nie wichtig - entscheidend sind die Gefühle, die ein Song hervorruft.

Sie performen den Beatles-Song "You‘ve Got to Hide Your Love Away". Auf einem Ihrer Alben hat Paul McCartney mitgewirkt. Wie war die Zusammenarbeit?

Paul und ich haben Dutzende Songs zusammen geschrieben, allein zwölf zwischen 1988 und 1992. Kürzlich hatte ich meinen ersten Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall und spielte die Beatles-Nummer, die ich noch nie vorher auf der Bühne gebracht hatte. Ich denke, den Leuten hat’s gefallen.

Sie haben Projekte mit ganz unterschiedlichen Künstlern gemacht. Wer steht noch auf Ihrer Wunschliste?

Ich hatte nie eine Liste von Leuten, die ich mal treffen wollte. Ich hatte zwar das Glück mit vielen bekannten Musikern zusammenarbeiten zu dürfen, aber das passierte einfach. Man hat eine Idee zu Songs, die man mal machen könnte und 25 Jahre später funktioniert das dann. Das finde ich immer noch erstaunlich.

2010 haben Sie Konzerte in Israel aus Protest über die Siedlungspolitik der Regierung abgesagt. Wie stehen Sie zum Konflikt im Gaza-Streifen?

Das ist nicht leicht zu beantworten. Die Erfahrung sagt mir, dass jeglicher Kommentar dazu gedreht und gewendet wird. Man muss verstehen, dass Menschen verzweifeln, wenn sie in ständiger Furcht leben, egal auf welcher Seite sie stehen. Aber man kennt andere, scheinbar unlösbare Konflikte in der Welt, für die Lösungen gefunden wurden. Zu behaupten, dass wenn eine Sache falsch ist, alle Praktiken der anderen Seite richtig seien, führt nicht weiter. Der Wunsch nach Frieden hat die älteren Rechte.

Welche Songs werden Sie in Mainz spielen?

Das steht noch nicht fest. Gewöhnlich wähle ich die Songs immer erst relativ nah an der Show aus. Ich schau mir ganz gerne die Halle an, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Es werden wohl Lieder sein, die ich schon lange im Programm habe, neue Sachen und auch die bekannteren Nummern. Ich bin da sehr flexibel, spiele auch Songs, einfach weil sie mir gerade in den Kopf kommen. Oft fordern auch die Zuhörer ihre Favourites, meistens immer die gleichen Nummern, was mich manchmal ein bisschen verrückt macht. Jedenfalls wird es viele Berührungspunkte mit dem Publikum geben.

An was arbeiten Sie gerade?

Ich bereite ein Album vor, das "Lost on the River: The New Basement Tapes" heißt und am 7. November erscheint. Es enthält 24 bislang unveröffentlichte Lyrics von Bob Dylan aus dem Jahr 1967. Es ist großartig, dass wir diese Texte bekommen haben. Bob war unheimlich kreativ zu dieser Zeit und schrieb für die "Basement Tapes" eine Fülle unglaublicher Songs, wie "Hey Heavy and a Bottle of Bread". Wir haben die Freiheit, mit dem Material zu tun, was wir wollen. Zusammen mit einer Gruppe anderer Songwriter wie Jim James, Marcus Mumford, Rhiannon Giddens oder My Mornig Jacket haben wir 44 Songs in zwölf Tagen aufgenommen. Wirklich wunderbare Sachen, von denen die Leute immer gehofft hatten, Bob Dylan hätte sie damals auch noch eingespielt. Das haben wir dann jetzt erledigt.

Das Interview führte Michael Jacobs.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, September 27, 2014


Michael Jacobs interviews EC and previews Elvis Costello solo and with Larkin Poe, Sunday, October 12, 2014, Phoenix-Halle, Mainz, Germany.

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2014-09-27 Frankfurter Allgemeine Zeitung photo 01.jpg
Photo by Britta Pedersen / dpa.

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