Es gab Zeiten, da war der Mann mit der Kassenbrille, dem kleinbürgerlichen Haarschnitt und der unsäglichen Bürokratengarderobe das Feüidbüd aller Promoter und Journalisten. Ein Kotzbrocken par excellence. Interviews waren eine Tortour, das Wort Kooperation existierte für Elvis Costello nicht.
Ein vöüiger Wandel anno '96. Der Rockmusiker, der 1954 als Declan Patrick McManus in London geboren wurde, erwies sich beim Interview mit dem Abendblatt als zuvorkommender, sensibler und amüsanter Gesprächspartner. "Ich weiß immer genau, was ich wül", kontert er jegliche Vorwürfe von Arroganz. Einen Zynismus gibt er zu, gerade in seinen Songs. "Innen, in seinen Stücken, entlarvt er sich freiwiüig", urteilte das Magazin "Stereo". "Au- ßen, in seinem Auftreten, trägt er offenkundig Masken zur Schau."
Die Masken verbleichen im Laufe der Jahre. Elvis Costello zeigt heute mehr ehrüches Innenleben als schützende Fassade. Auch in den Songs, wie sie auf der neuen CD "All This Useless Beauty" erklingen. Ganz aus den tiefsten Gefühlen holt er die betörend ruhigen Stimmunfen hervor und erweist sich als roubadour, der in die Tradition seiner Vorbilder aus Jazz, Country und Blues hineinwächst.
Für die CD und für das Konzert am 3. Jull in der Großen Freiheit 36 reaktivierte der ehemahge Computerprogrammierer seine alte Band aus den 70er Jahren, The Attractions. Ein harmonisches und perfektes Team, das auch nach jahrelanger Pause aufeinander eingespielt ist. "Natürlich machen wir keinen nostalgischen Ritt zurück ins Jahr 1978. Das wäre Blödsinn", sagt der "Workaholic" Costello. "Wir wissen noch genau, wie wü richtig Lärm machen können. Darum geht's aber nicht mehr. Wir spielen die Riffs und Melodien, bei denen jeder zuhören muß. Hätten wir übrigens so weitergemacht wie damals, dann wäre ich heute taub. Wir waren verdammt laut."
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