Hamburger Abendblatt, April 26, 1980

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Hamburger Abendblatt

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ER SIEHT AUS WIE EIN BUCHHALTER: ELVIS CASTELLO SPIELT AM SONNTAG IN HAMBURG

Pop-Star und kratzbürstiger Unsympath


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Jan Dreier

Am Sonntag (27. April) tritt in der Markthalle der englische "New Wave Star" Elvis Costello auf (Beginn: 20.30 Uhr). Der 25jährige Musiker gilt wegen Jenes schnodderigen Mundwerks als "Enfant terrible" der britischen Rockszene. Das Hamburger Abendblatt hat ihn sich genauer angeguckt:

Er sieht aus wie der blutarme Buchhalter in einer Schmierenkomödie, der sich seine schäbige Kassenbrille mit Leukoplast auf der Nase festkleben muß. Daß ihm die riesige Gretsch-Gitarre nicht von den schmalen Schultern rutscht, grenzt an ein Wunder. Doch der mitleiderregende Eindruck täuscht, denn Declan McManus, bekannt unter dem Namen Elvis Costello, ist einer der hochkarätigsten Rockmusiker der Gegenwart.

Als Sohn eines erfolgreichen englischen Tanzmusikers war er von früher Jugend an von der Idee besessen, eines Tages selbst auf der Bühne zu stehen. Ein Traum, den er sich nur auf dem Umweg über das Rechenzentrum einer englischen Kosmetikfirma erfüllen konnte: Dort bediente er die Computer. Nicht gerade ein sonderlich kreativer Job, und so zog Elvis in seiner Freizeit mit der Band Brinsley Schwarz kreuz und quer durch England.

Dort traf er auch Nick Lowe, heute sein Produzent, damals Bassist von Brinsley Schwarz. Lowe erinnert sich: "Elvis war ein äußerst hartnäckiger Fan, fast lästig in seiner aufdringlichen Hilfsbereitschaft. Er trug unsere Ausrüstung."

Mitte 1977 war es damit vorbei. Costello gründete seine eigene Band "The Attractions" und ging auf Tournee. Obwohl seine Musik in der Pop-Tradition der 60er Jahre verwurzelt ist und seine Texte eher Ventil für Alltagsfrustationen als großartige politische Botschaften sind, gelang es ihm, ganz vorne vor der "New Wave" (Neuen Welle) herzuschwimmen: Er ist ihr kommerziell erfolgreichster Vertreter. Seine Kreativität als Autor und Komponist kann ohne Übertreibung mit der Paul McCartneys verglichen werden: Er schreibt nicht nur gut Songs ? das tun andere auch ? , sondern er hat wie McCartney ein fast untrügliches Gespür dafür, was geeignet ist, sich im Gehörgang des Publikums einzunisten.

Wie treffsicher E.C. ist, läßt sich besonders gut an den Titeln erkennen, die andere Künstler von ihm übernommen haben. "Girls Talk" zum Beispiel wurde für den Engländer Dave Edmunds zehi^b^ghre nach ?I Hear You Knockin' zu einem Riesenhit.

Amerikas unangefochtene Rockmusikkönigin Linda Ronstadt war von Elvis sogar so angetan, daß sie gleich drei seiner Titel auf ihrer neusten LP singt, Vielleicht wird das die Amerikaner wieder etwas mit Elvis Costello versöhnen, denn er ist nicht nur ein guter Musiker, sondern auch ein kratzbürstiger Unsympath: Auf seiner US-Tour im Frühjahr 1979 ist es ihm innerhalb weniger Tage gelungen, sich total unbeliebt zu machen.

Nach einem Konzert saß er mit einigen Musikern von Stephen Stills in einer Hotelbar zusammen, da geschah es. Erregt über eine Kleinigkeit nannte er erst Ray Charles ". . . einen blinden ignoranten Nigger", dann James Brown einen blöden schwarzen Wackelarsch". Amerika bezeichnete er als "Ein total verschissenes Land".

Die Presse weidete sich an seinen Ausfällen, und Elvis rächte sich auf seine Weise: Bei allen weiteren Konzerten ließ er den Fotografen die Filme aus den Kameras reißen, getreu dem Motto eines seiner Songs "Accidents Will Happen". (Es wird Zwischenfälle geben.)

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Hamburger Abendblatt, April 26, 1980


Jan Dreier previews Elvis Costello & The Attractions, Sunday, April 27, 1980, Marthalle, Hamburg, Germany.


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