Das Erste, das ich beim Lesen von Elvis Costellos superfantastischer, fast 800 Seiten starker Autobiografie „Unfaithful Music – Mein Leben“, mit ihrer atemberaubenden, wild umher springenden Detailfülle, wieder lernte bzw. woran ich wieder erinnert wurde: Vinyl klingt ja doch am besten!
Wie das? Nach kurzem Überlegen zog ich als quasi erstes Soundtrack-Album für das Lesen von Costellos Lebenserinnerungen einmal nicht das furiose 1980er Stax-Soul-Rasen von „High Fidelity“ aus dem LP-Regal, sondern seinen 1982er Beatles-Sgt. Pepper‘s-Barock-Longplayer „Imperial Bedroom“. Dann, nach dem üblichen anfänglichen Knistern und Knacksen, passierte es: Die ersten paar Gitarren-Bass-Schlagzeug-Töne von „Beyond Belief“, dem ersten Song auf Seite 1, sprangen buchstäblich schon aus den Lautsprecherboxen, bevor Elvis Costellos zum Greifen nahe aufgenommene Stimme überhaupt einsetzte: „History repeats the old conceits…“
Selbst auf meiner bescheidenen, mittelprächtigen HiFi-Anlage mit nicht kostspieligem, aber tauglichen Plattenspieler ist die Original-LP von „Imperial Bedroom“ eine akustische Offenbarung sondergleichen, von „Beyond Belief“ bis zum Finale von „Town Cryer“. Der direkte Vergleich mit diversen, jeweils richtig gut remasterten CD-Neuauflagen aus den letzten 20 Jahren macht sicher, der komprimierte Sound von MP3s hat sowieso nur schnellere Verfügbarkeit, Mobilität und Bequemlichkeit auf der Habenseite zu verbuchen. „Tears Before Bedtime“, „The Long Honeymoon“, „Man Out Of Time“, „Almost Blue“ oder „The Loved Ones“ tönen gerade auf Vinyl unglaublich leibhaftig, lebendig bis zum Gehtnichtmehr.
Nach ersten Anekdoten und Abstechern in die Geschichte seiner Familie, insbesondere seines Sängervaters, seine Schulzeit und seinen eigenen musikalischen Anfängen, notiert Elvis Costello übrigens auf Seite 80 über das in den Air Studios von Beatles-Produzent George Martin (wo er während der Aufnahmen erstmals auch auf Paul McCartney samt Familie traf) mit „Sgt. Pepper’s“-Toningenieur Geoff Emerick als Soundarchitekten aufgenommene „Imperial Bedroom“: „Als Gruppe klangen wir [Elvis Costello and The Attractions – Anm. d. Verf.] nie besser.“ Wer möchte ihm da widersprechen?
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