Klaus Winningers Beat, September 12, 2020

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Klaus Winningers Beat

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Momofuku

Elvis Costello And The Imposters

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   Klaus Winninger

Als Elvis Costellos Muse neu entflammte und sein Zorn frisch loderte.

Erst wollte Elvis Costello nie wieder ein Studioalbum aufnehmen, weil er wegen des desolaten Zustands der Musikindustrie und der MP3-Internet-Piraterie darin keinen Sinn mehr darin. Dann aber ist dieses nach dem Erfinder von Instant-Nudeln benannte Album aus dem Nichts erschienen. Allerdings nur als Doppel-LP auf Vinyl samt beigepacktem Code für einen digitalen MP3-Download, binnen weniger Tage eingespielt.

Später gab es Momofuku doch auch als normale CD. Ursprünglich hatte Costello ja nur auf einigen Songs des nächsten Soloalbums von Jenny Lewis, der Sängerin von Rilo Kiley, mitsingen wollen. Da aber schon die Musiker seiner Band mit im Studio waren, und die kreativen Funken nur so flogen, ergab sich kurzerhand die Gelegenheit, gleich auch eigene neue Songs mit den Imposters aufzunehmen. Verstärkt von Jenny Lewis und ihrem Lebenspartner, dem Singer/Songwriter Johnathan Rice, Dave Scher von den Beachwood Sparks und David Hidalgo von Los Lobos.

Costellos Zorn über die Schwierigkeiten der Plattenindustrie, Musik noch richtig vermarkten und verkaufen zu können, war nur eine Seite der Medaille. Nicht weniger nagte wohl der Frust in ihm, dass er im Gegensatz zum zeitgleich gestarteten Paul Weller daheim in England in der Musikszene keine große Rolle mehr spielte, und er mit seinen Platten die englischen Charts schon lange nicht mehr von innen gesehen hatte. Obwohl seine letzten Alben wie When I Was Cruel (2002), North (2003) oder The Delivery Man (2004) richtig gut waren.

Elvis Costellos Frust und Groll befeuerte die Songs auf Momofuku wie nichts Zweites. So nahe dran an seinen frühen Platten als Zornbinkerl der New Wave wie This Year's Model (1978) war er schon lange nicht mehr gewesen, jedenfalls nicht mehr seit seinen letzten Alben mit den Attractions, also seit Blood & Chocolate (1986) und Brutal Youth (1994). Allerdings klingen die Imposters, die gegenüber den ihn lange Jahre begleitenden Attractions nur am Bass mit Davey Faragher statt Bruce Thomas, mit dem Costello auf ewig zerstritten ist, verändert aufgestellt sind, amerikanischer. Das mag zum einen am souligen, funky Bass von Faragher liegen, aber auch an Costellos amerikanischem Exil und seiner heute noch stärker ausgeprägten Vorliebe für traditionelle amerikanische Musik. Und sicher auch an den anderen an Momofuku Beteiligten: die Country-Music-Größen Loretta Lynn und Rosanne Cash als Co-Autorinnen von Songs und der Supergroup-Chor mit Jenny Lewis, Johnathan Rice, Dave Scher und Davey Faragher.

Der Ausbruch an kreativer Energie im Studio, die spontane Spielfreude der Musiker, sind von Anfang bis Ende spürbar. Alle zwölf Songs sind von feiner Costello-Qualität: Allein schon das furiose Auftakttrio mit "No Hiding Place," das die Internetkultur attackiert, die Krimi-Saga "American Gangster Time" und der famose New-Wave-Rocker "Turpentine" hauen einen um.

"Stella Hurt" ist ein weiterer New-Wave-Kracher, aber auch verspielte Songs wie "Harry Worth" oder "Flutter & Wow," in dem Costello Liebesunglück mit den unregelmäßigen Umdrehungen eines Plattenspielermotors vergleicht, kommen gut. Genauso die gefühligen Balladen wie "My Three Sons" — voll Vaterliebe und Vaterstolz — und der Countryschmachtfetzen "Pardon Me, Madam, My Name Is Eve." Mit dem punkigen Rocker "Go Away" schließt sich der Kreis.

Ohne großes Konzept, ist Momofuku eine famose Platte, auf der Elvis Costello und die Imposters rein gar nichts falsch machen.

Veröffentlicht in: Now! N° 69, Juni 2008, komplett überarbeitet im September 2020


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Klaus Winningers Beat, September 12, 2020


Klaus Winninger reviews Momofuku.

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Momofuku album cover.jpg

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