"When I Was Cruel ist mein erstes Album seit sieben Jahren. Ich habe in letzter Zeit so viele Balladen mit unterschiedlichsten Künstlern zusammen gesungen, dass ich das Gefühl hatte und in der Stimmung war, mal wieder ein 'Rowdy Rhythm'-Album aufzunehmen". Richtig die Sau raus zu lassen, lautet die Devise des englischen Musikers, der sich in den 90er Jahren vor allem mit klassischen Kompositionen, Filmmusik und eben der einen oder anderen Ballade beschäftigt hat.
In der Tat finden sich auf dem Album vorwiegend schnellere Stücke. Schon der Opener "45" liegt irgendwo zwischen Rock'n'Roll und Punk, eine Richtung, die sich mit "Tear Off Your Own Head", "Dissolve" und "Daddy Can I Turn This?" No. 2" bohrt sich in den Kopf mit Wüstenrockgitarren, Costellos angeheiserten, leicht verärgerten Stimme und der gesampfortsetzt. Der Sound ist auch dann fies, wenn Costello und seine exzellente Begleitband es etwas ruhiger angehen lassen. "When I Was Cruel elten italienischen Sängerin Mina, die ständig "Un" (aus "Un Bacio È Troppo") wiederholt. "Soul For Hire" vermischt eine Art orientalischen Gesang mit orchestralen James-Bond-Einlagen, einer atonalen geschrammelten Gitarre und einem dumpfen, wild laufenden Bass. Selbst in das anfänglich langsame "Tart" brechen immer wieder wilde Klanggefüge ein.
Auch textlich ist einiges geboten. "See that girl, watch that scene, digging the dancing queen" und "it was so much easier when I was cruel" heißt es im Titeltrack, "your sister's a whore, but your brother's not sure" dagegen in "Alibi". Schnipsel, die zum genaueren Hinhören einladen, wie auch der eng gewobene Klangteppich, der sich erst bei hoher Lautstärke richtig entfaltet.
Kein Zweifel: "When I was Cruel" ist ein imposantes Album. Zwar enthält es kaum Single-Material, dafür ist es in sich stimmig und könnte nach dem Erfolg Wilcos zu einer weiteren musikalischen Chart-Überraschung führen.
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