Musik Joker, June 11, 1979: Difference between revisions
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Fall zwei: Elvis bezeichnete den Rhythm & Blues-Sänger Ja, mes Brown als „blöden schwarzen Wackelarsch". | Fall zwei: Elvis bezeichnete den Rhythm & Blues-Sänger Ja, mes Brown als „blöden schwarzen Wackelarsch". | ||
Die US-Tournee, von dem cleveren britischen Promoter Des Brown monatelang mit einer Publicity-Invasion vorbereitet, ist seitdem zum Horrortrip geworden. Elvis Nr. 2 wird nun von | Die US-Tournee, von dem cleveren britischen Promoter Des Brown monatelang mit einer Publicity-Invasion vorbereitet, ist seitdem zum Horrortrip geworden. Elvis Nr. 2 wird nun von karate geschulten Bodyguards umgeben, die nicht genau wissen, ob sie ihren Auftraggeber schützen sollen oder das Publikum. Des Brown geht vor Konzerten höchstpersönlich durch die Stuhlreihen und reißt den Fans und den professionellen Fotografen die Filme aus der Kamera und die Tonbänder aus den Kassetten. | ||
In einer Pressekonferenz, die dem Costello-Management nach dem Eklat unvermeidlich schien, beantwortete der übelgelaunte New Wave-Rocker die Fragen der Journalisten mit immer derselben Gegenfrage: „Was, das soll ich gesagt haben?" Eine Entschuldigung oder eine Erklärung ließ er sich nicht abringen. | In einer Pressekonferenz, die dem Costello-Management nach dem Eklat unvermeidlich schien, beantwortete der übelgelaunte New Wave-Rocker die Fragen der Journalisten mit immer derselben Gegenfrage: „Was, das soll ich gesagt haben?" Eine Entschuldigung oder eine Erklärung ließ er sich nicht abringen. | ||
Das einzige Zugeständnis, zu dem Elvis bereit war: „Ich werde in meinen letzten US-Konzerten eine ganze Stunde spielen." Bisher hatte er seine Fans mit vierzig Minuten abgespeist. Das hatte oft zu Krawallen geführt, die bisweilen blutig endeten. | Das einzige Zugeständnis, zu dem Elvis bereit war: „Ich werde in meinen letzten US-Konzerten eine ganze Stunde spielen." Bisher hatte er seine Fans mit vierzig Minuten abgespeist. Das hatte oft zu Krawallen geführt, die bisweilen blutig endeten. | ||
In diesen Tagen beendet er die 53-Tage-Tournee, wofür er 69 Tage in dem | In diesen Tagen beendet er die 53-Tage-Tournee, wofür er 69 Tage in dem ihm angeblich so verhaßten Amerika verbrachte. Die meiste Zeit davon auf der Straße in einem für ihn umgebauten luxuriösen Silver Eagle-Bus. | ||
Costello kann sich's leisten — seine Plattenumsätze sind astronomisch. 1977 hatte er sein Debüt mit ''My Aim Is True'', 300 000 wurden verkauft. 1978 kam die zweite, ''This Year's Model'', ähnliche Umsätze wurden gemeldet. Und ''Armed Forces'', Anfang dieses Jahres veröffentlicht, verkaufte sich 650 000mal. | Costello kann sich's leisten — seine Plattenumsätze sind astronomisch. 1977 hatte er sein Debüt mit ''My Aim Is True'', 300 000 wurden verkauft. 1978 kam die zweite, ''This Year's Model'', ähnliche Umsätze wurden gemeldet. Und ''Armed Forces'', Anfang dieses Jahres veröffentlicht, verkaufte sich 650 000mal. | ||
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Elvis versuchte damals, nachdem er den Job hingeschmissen hatte, Musiker zu werden. Er nahm unter primitivsten Umständen Bänder auf und putzte die Klinken bei den Plattenfirmen. Sein Freund, der Bassist Nick Lowe, erinnert sich: „Er war gezwungen, sich bei den Managern anzubiedern. Das hat ihn verbittert. Das ist auch verständlich. Es ist hart, immer wieder von Leuten abgewiesen zu werden, die nichts von Musik verstehen. So jedenfalls sieht es ja der Musiker, dessen Einfälle oder Vorstellungen von den Musik-Beamten oft nicht begriffen werden." | Elvis versuchte damals, nachdem er den Job hingeschmissen hatte, Musiker zu werden. Er nahm unter primitivsten Umständen Bänder auf und putzte die Klinken bei den Plattenfirmen. Sein Freund, der Bassist Nick Lowe, erinnert sich: „Er war gezwungen, sich bei den Managern anzubiedern. Das hat ihn verbittert. Das ist auch verständlich. Es ist hart, immer wieder von Leuten abgewiesen zu werden, die nichts von Musik verstehen. So jedenfalls sieht es ja der Musiker, dessen Einfälle oder Vorstellungen von den Musik-Beamten oft nicht begriffen werden." | ||
Lowe kannte Elvis schon länger: „Er trieb sich damals im Cavern Club in Liverpool herum. Ich spielte mit der Brinsley Schwarz Band. Elvis war ein äußerst | Lowe kannte Elvis schon länger: „Er trieb sich damals im Cavern Club in Liverpool herum. Ich spielte mit der Brinsley Schwarz Band. Elvis war ein äußerst hartnäckiger Fan, fast lästig in seiner aufdringlichen Hilfsbereitschaft. Er trug unser Equipment und legte eilfertig Kabel." | ||
Etwas später traf Lowe Elvis in einer U-Bahn-Station in London zufällig wieder. Er fragte ihn, wie es ihm geht. Elvis: „Nicht besonders." Er hatte gerade mal wieder mit seiner Gitarre die Plattenfirmen reihum abgeklappert. Vergeblich. Lowe schleppte ihn zu dem neuen unabhängigen Label Stiff, das gerade mit Ian Dury Furore machte. Und die Stiff-Leute flippten aus auf Elvis Songs. Sie hatten sofort erkannt, daß das etwas Neues war. Der Rastlose hatte endlich eine Heimat gefunden. | Etwas später traf Lowe Elvis in einer U-Bahn-Station in London zufällig wieder. Er fragte ihn, wie es ihm geht. Elvis: „Nicht besonders." Er hatte gerade mal wieder mit seiner Gitarre die Plattenfirmen reihum abgeklappert. Vergeblich. Lowe schleppte ihn zu dem neuen unabhängigen Label Stiff, das gerade mit Ian Dury Furore machte. Und die Stiff-Leute flippten aus auf Elvis Songs. Sie hatten sofort erkannt, daß das etwas Neues war. Der Rastlose hatte endlich eine Heimat gefunden. |
Revision as of 14:50, 15 December 2015
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