Musikexpress, December 1977

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Stiff Records


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   Gunther Matejka

Nur Leichen im Keller

Getragen von der neuen Rockwelle, sprießen in England derzeit neue, kleine Plattenfirmen aus dem Boden. Die Namen der meisten dieser Do-It-Yourself-Unternehmen sind eher lustig denn wichtig: "New Hormones," "Step Forward," "Small Wonder," "Vengeance." Einige wenige Labels dagegen werden wohl in Zukunft noch eine bedeutende Rolle auf dem Plattenmarkt spielen, weil bei ihnen die ricthigen Leute die rightigen New Wave-Bands unter Vertrag nahmen. "Ensign" etwa, di Firma, die die Boomtown Rats herausbrachte, gehört dazu. Und vor allem Stiff Records aus London, schon heute in Punk –Kreisen ein legandärer Name. Die Stiff-Leute haben die Angewohnheit, auf jede ihrer Platten in die Nähe der Auslaufrille einen kleinen Spruch zu ritzen. "Surfin' on the new wave" kann man de lesen. Oder auch: "Crime Does Pay." Mit Firmen-politik hat das aber wohl nichts zu tun...

"Wir nehmen jeden unterVertrag, auch wenn er schon tot ist!" — auch mit diesem Slogan warben Stiff Records (Stiff heißt "Leiche") für sich ais ausgefallenes Alternativ-Label. So bekam die Firma schnell das image, Auffangbecken zu sein für alles, was sich Punk oder New Wave nennt. Mittlerweile wurde jedoch daraus ein Synonym für gute neue Popmusik.

Vor etwa einem Jahr gründeten zwei Typen die eigenständige Company, die den Bierbäuchen der etablierten Schall plattengesellschaften die Zähne zeigen woilte. Der eine, Jake Riviera, hatte sich zuvor um das Wohl von Chilly Willy und Dr. Feelgood gekürnmert. Sein Partner Dave Robinson war Manager von Graham Parker und einer Gruppe namens Clover. Sie nahmen sich ein kleines Hinterhofbüro in Londons Alexander Street und schafften es, innerhalb kurzer Zeit nicht zuletzt durch aggressive Werbung als heißer, aktueller Tip im Musikbusiness zu kursieren.

Zwar gehörten zu den ersten Einkäufen die Damned, was Stiff schnell in den Ruf brachte,ein reines Punk-Label zu sein. Die ursprüngliche Idee der beiden Stiff-Väter war es jedoch, vielversprechenden Außenseitern eine Chance zu geben; Leuten also, bei denen die großen Firmen kniffen oder sich einfach nicht die Mühe machten, einmal richtig zuzuhören. Als Jake und Dave erste Pläne fur ein neues Label wälzten, war die Pubrock- Szene, die in den vergangenen Jahren zu den erfreulichsten. Erscheinungen des englischen Musikgeschehens gehörte, längst eingegangen und etwas anderes, Aufregendes bahnte sich an. Der Punk Rock fegte eine Menge Bands auf die Straße, die an keinem Pförtner der Schallplattenfirmen vorbeigekommen wären im vergangenen Jahr gehorte es noch nicht zum guten Ton, zumindest eine Rotznasengang unter Veiling zu haben.

In der Auswahl der Interpreten gingen Riviera und Robinson niemals blindlings, drauflos. Obwohl sie Gruppen aufnahmen, die heute längst nicht mehr, im Progamm sind, bewiesen sie einen Riecher für guten Sound and für Typen.

Nick Lowe zum beispiel war die erste Leiche im Keller von Stiff und blieb bis heute das "Hausgenie." Der ehemalige Brinsley Schwartz-Bassist nahm nìcht nur zwei Singles ("So It Goes," "I Love My Label") und eine EP (Bowi) für Stiff auf, sondern proudzierte einen großen Teil der Interpreten, inklusive der Damned, Elvis Costello und Wreckless Eric.

Außerdem, arbeitete er als Produzent bel alle n LP's von Graham Parker, und bei der Feelgood-LP "Be Seeing You." Jake Riviera, nennt ihn, "den letzen PopGenius," Als Riviera sich vor etwa zwei Monaten von Stiff trennte, nahm er Nick wie auch Elvis Costello, eine weitere große Zugnummer, mit.

Warum ging Jake? Die Explosion des Labels hatte ihn wohl uberrannt. Er hatte keine Lust mehr. Als Boß einer in die Hitparaden expandierenden Firma sah er sich plötzlich vor Aufgaben gestellt, die seine Alternativ-Idee erheblich storten. Wahr scheinlich hatte er auch Angst, innerhaib kurzer Zeit selbst zu einem ubersattigtem Manager-Typen zu werden

Bevor sein Ausscheiden aus der Firma offiziell bestätigt wurde, gang noch can entscheidender Deal über die Bühne Stiff Records überließen ihrer Vertriebsfirma Island Records nur noch den Plattenumschlag in GroBbritannien. Für das Ausland wurden neue, besser dotierte Vertrage mit anderen Partnern geschlossen. Beim Poker um Deutschland, Österreich und die Schweiz behielt die Teldec die Nase vorn. So gibt's seit kurzem Stiff Platten auch wieder bei uns (siehe ME 11/77). nachdem sie vorubergehend schon mal von Ariola angeboten worden waren.

Zut Zeit gehoren folgende Vertragsküntler zu Stiff: The Damned, Larry Wallis. Wreckless Eric, Ian Dury, The Deviants and The Yachts Pink Fairies, The Tyla Gang. Richard Hell, The Adverts, Magic Michael, Dave Edmunds (jetzt bei WEA) oder Motorhead zum Beispiel gehoren zu den Gast-Leichen, die auf den Samplern "A Bunch Of Stiffs" und "Hits Greatest Stiffs" verewigt sind, Die ausgeflippten Rock-kabarrettisten Albertos Y Los Trios Paranoyas nahmen bei Stiff noch eine EP,"Snuff Rock," auf, ehe sie zum alten Partner Transatlantik zurückkehrten.


Stiffs Leìchenzug kommt vielleicht im Fruhjahr in die Bundesrepublik

Zum Prinzip einer besseren Promotion gehort bei, Stiff, nicht nur mit guten Platten, sondern auch mit suggestiver und ausgesprochen witziger Werbung etablierten Firmen ein Schnippchen zu schlagen. In einer, Zeitungsanzeige für Ian Dury stand zum Beispiel: "Könntet Ihr es ertragen, wenn dieser Mann in Euren. Swimming-Pool pinkeln würde " Von Mitte Oktober bis Mitte Dezember waren und sind in England Ian Dury & The Blockheads, der "Buddy Holly on the rocks" Elvis Costello mit seiner Band Attraction, Nick Lowe, Larry Wallis & Band, Dave Edmunds (des ebenfalls auf den Samplern vertreten ist) und Wreckless Eric im Rahmen der "Hits Greatest Stiff Tour" unterwegs. Geplant ist diese Tour auch für die Bundesrepublik, wo sie im kommenden. Frühjahr mit leicht veranderter Besetzung laufen soll.

Anfang nächsten Jahres werden Stiff Records, vermutlich schon ihr eigenes Studio haben wie Alan Cowderoy, einer der beiden General Manger, verriet. Damit wird die Firma wieder ein wenig unabhängiger. Alan, der erst vor kurzer Zeit von Phonogram Records zu Stiff wechselte, halt Jakes Ausstieg und seine nicht naher definierten Plane, erst einmal nach Amerika zu gehen, nicht unbedingt für ein Alarmzeichen. Ein Alarm zeichen namlich dafur, daß jedes Label, das mit viel idealismus als AIternativ-Unternehmen gestartet wurde , bei wachsendem Erfolg und steigenden Gewinnen zwangsläufig die negativen Merkmale der, Etablierten annehmen muß. "Soweit sind wir noch lange nicht," meint er, " wir sind, schließlich kein Museum, sondern eine Schallplattenfirma.

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My Aim Is True

Elvis Costello

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   Gunther Matejka

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Lacht nicht, wenn Eure Eltern bei Glenn Miller-Musik verzückt die Augen verdrehen. Wer jemals eine Ader für die starke Popmusik zwischen 1960 und 1970 hatte, wird beim Anhören von Elvis Costello nicht viel anders aussehen. Daß die Popmusik in den 70er Jahren einen Knacks bekommen hat, von dem sie sich bis heute nicht erholt hat, ist auch die Devise von Nick Lowe. Der Mann mit dem absoluten Gefühl für ungekünstelte und eingängige Songs produzierte die Titel des bebrillen "Buddy Holly on the rocks" namens Elvis, so daß eigentlich jeder merken müßte, warum "Pop" heutzutage oft nur noch ein Schimpfwort sein kann.

Die Songs von Elvis Costello zeigen, was uns bei aller technischen Perfektion in der Musik verloren ging. In erster Linie ein Feeling, das vielleicht manchmal eine Spur zu naiv oder zu romantisch ist, aber in seiner intensiven Aussage eben voE ins Schwarze trifft. Genau wie die scheppernden,ungeheuer simplen nostalgischen Gitarren-Riffs, die ebenso zum Costello-Stil gehören wie ein neuzeitlicher Reggae-Anklang in "Less Than Zero." Bei Elvis Costello verschmelzen Erinnerungen an den herzzerreißenden Gesang der Everly Brothers, natürlich auch an Elvis I, an die Beatles und in erster Linie an die frühen Manfred Mann. Das liegt aber eindeutig daran, daß Elvis' Stimme und auch sein Stil den ersten Mann-Sängern Paul Jones und Mike d' Abo sehr ähnlich ist.

Elvis rockt, Elvis swingt und singt so engagiert wie einst die Highschool Bands. Der musikalische Hintergrund reicht vom original 60er Sound bis hin zu leichten, modernen Arrangements mit flüssig gespielter Gitarre. Prinzip bleibt jedoch die unverfälschte Begleitung einer (zumindest auf Platte) ausdrucksstarken Pop-Stimme. Entscheidend für die Ausstrahlung der Costello-LP ist zuguterletzt die greifbare Nähe des Interpreten und der Musiker, die nicht zu einem anonymen Klangkörper zusammengemischt und geschliffen wurden. Denn ohne die glattbügelnden Studio-Mechanismen macht Popmusik plötzlich wieder reichlich Spaß.

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