Es gibt ein neues Album von Elvis Costello. Nicht nur eines der vielen Alben mit Elvis Costello, sondern ein Album, auf dem "Elvis Costello" fett als Künstlername prangt. Und etwa die Hälfte der Attractions ist auch gleich mit am Start. Gute Voraussetzungen also, den Die-hard-Costello-Fans genau das zu geben, was sie wirklich wollen. Keine durch die Hornbrille betrachteten Chansons, keine veredelte Bacharach-Fahrstuhlmusik, sondern Elvis himself, ganz pur.
Daß der nicht grade ein Inbegriff für Gradlinigkeit ist, beweisen nicht nur seine vielen Kooperationen mit Künstlern unterschiedlichster Coleur. Auch "When I was cruel" windet sich auf seltsamen Pfaden zwischen Westcoast geprägtem Singer/Songwritertum ("45", "Alibi"), New Wave-lastigen Rockern ("Tear off your own head") und den Standardtänzen der örtlichen Tanzschule hin und her.
"Soul for hire" gibt einen wunderbaren Slowfox ab, "Tart" eignet sich als schwülstiger Stehblues zum Knutschen, während "When I was cruel No.2" genau der Rumba ist, den Quentin Tarantino für den Soundtrack seines nächsten Films braucht. Egal, welche Richtung Mr. Costello einschlägt, man hört immer, wo er - zeitlich gesehen - herkommt. Entweder verrät ihn ein ABBA-Zitat, der Sound einer Orgel oder einfach die aus den frühen Achtzigern bekannte Art, eine Melodie zu führen.
Dazwischen gibt es noch ein paar Abstecher in mehr oder minder benachbarte Genres. Elvis Costellos Arme sind aber lang genug, um überall mittenrein zu greifen und aus dem Vollen zu schöpfen. Egal ob's jazzige Doo-woops bei "Spooky girlfriend" oder ein von der Tarantel gestochener Wüstenrocker ("Dust 2...") sind, Costello greift nicht ins Leere. Ob ihm der Zuhörer aber immer zu folgen vermag, darf bezweifelt werden. Wem der triefende Schmalz der Balladen nicht auf die Ohren schlägt, bekommt dafür den Rockhammer in den Magen gehauen. Oder umgekehrt. Aber Musikkonsum muß ja nicht immer einfach sein.
Highlights
- 45
- When I Was Cruel No. 2
- Dust 2...
- Alibi
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