Rolling Stone Germany, June 1995

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Auf Durchreise

Elvis Costello's Expedition in die Geschichte des Songs

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   Wolfgang Doebeling

Auf dem neuen Album Kojak Variety versammelt Costello Lieblingslieder aus vier Jahrzehnten: unbekanntere Songs von Bob Dylan, Randy Newmann und Ray Davies, auch sehr private Favoriten. Eine Bestandsaufnahme.

Er sei stets derselbe und sich treu gebleiben, beteuert Elvis Costello gern. Mag sein, doch was sich ganz allmählich gewandelt hat, ist sein Verständnis von Musik und damit das Koordinationssystem, in dem seine Musik entsteht. Es ist weniger der Umstand, daB er seit seiner Exkursion in die Kammermusik mit dem Brodsky Quartet gelernt hat, Musik zu lesen und aufzuschreiben, oder der nicht zu leugnende Einfluß seiner vielen neuen Klassik-beflissenen Freunde. Er haßt Puccini und liebt Purcell - wie man die Beach Boys liebt und die Bee Gees haßt. Fein.

Die Gründe und Begründungen für Costellos musikalische Vorlieben und Abneigungen haben indes zuweilen seltsame Kapriolen geschlagen. Ein Lernprozeß mit oft ganz unnötigen Hindernissen, der noch in vollem Gange ist. Das Bild, das er sich von Musik macht, ist noch mystisch und schon pragmatisch. Technische Fertigkeiten bei Musikern hat Elvis früher nur aus der Ferne bewundert, als Schuljunge Declan, den Vater Ross McManus zu seinen Big Band-Verpflichtungen mitschleppte, als aktives Mitglied des Beatles-Fanclubs und dann als hoffuungsvoller Folkie in Londoner Clubs.

Auch der Schuld-und-Sühne-Elvis, der ganz zu Unrecht zum Punk erkorene angry young man begriffMusik noch als unmittelbaren Ausdruck, als vergleichsweise anspruchsloses Transportmittel für Gefilhle und als Tunnel für entsprechend schlanke Visionen. Das Stax-Tribut "Get Happy!" und die Nashville-Hommage "Almost Blue" begannen das nachhaltig zu verändern.

Zuerst, dann unschuldig, indem sie zu vergleichenden Studien Anlaß gaben. Der Aufklärung mit all ihren häßlichen, Neid erregenden Implikationen folgten musikalische Anstrengungen, die wohl noch nicht in Abgeklärtheit oder gar Zynismus münden, die Costellos Musik jedoch reglementieren, einengen, formatisieren. Er zielt zu hoch, eilt als sein eigener unerbittlicher Kritiker seiner Musik voraus. Im Pantheon der großen Songschmiede, das immerhin weiß er, sitzt er längst.

Nicht, daß ihm dieser Platz streitig gemacht würde. Doch Costello mauert trotzdem, und man kann sich bisweilen des Eindrucks nicht erwehren, daß unter all diesen Bausteinen mit so klangvollen Namen wie Chet Baker, Hal Willner, George Jones, die Elvis in diesen letzten Jahren so kunstvoll aufgetürmt hat, er selbst begraben wird. Elvis pur hat es schon lange nicht mehr gegeben, immer nur Costello/Bennett, Costello/ McCartney, Costello/Dylan. Zwischen "Blood And Chocolate" und "Brutal Youth" liegen acht Jahre. Viele andere Projekte sind Kollaborationen.

Andererseits: So sehr seine eigene Musik Schaden nehmen mag durch seine oft kompulsiven Erkundungen und Feldstudien - das so angehäufte Wissen ist immens und macht Gespräche mit ihm zu einem ausgesprochenen Vergnügen, selbst dann, wenn er ungehalten ist, weil man seiner Sicht der Dinge nicht zu folgen vermag. Wie seine besten Songs, kann seine Konversation sezieren und Gift verspritzen. Und sie kann eindrucksvoll vermitteln, daß hinter all dem kenntnisreichen Parlieren sein ursprünglicher Impetus noch intakt ist: seine Liebe zur Musik, egal ob zu Artur Schnabel, zu Count Basie oder zu Roy Orbison.

Das neue Costello-Album entstand bereits vor vier Jahren in Barbados. "Kojak Variety" hat er das Album genannt, doch sollen die Gründe für den Titel im Dunkeln bleiben. Die Leute und speziell seine Fans, sagt er, lieben es, solche Rätsel zu losen, und er möchte ihnen dabei nicht den Spaß verderben. Nicht mehr viel zu recherchieren gibt es allerdings bezüglich der Songs, die Costello covert. Ganz der versierte Platten-



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Tags: Kojak VarietyBob DylanRandy NewmanRay DaviesBrodsky QuartetThe Beach BoysRoss MacManusThe BeatlesGet Happy!!Almost BlueChet BakerHal WillnerGeorge JonesTony BennettPaul McCartneyBlood & ChocolateBrutal YouthCount BasieRoy Orbison


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Rolling Stone Germany, June 1995


Wolfgang Doebeling profiles Elvis Costello following the release of Kojak Variety.

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