Die Idee war simpel, aber schien plausibel: Für sein erstes deutsches ROLLING STONE-Cover wollten wir Elvis Costello inszenieren, wie er uns im Juli 1977 aufseinem Debüt ,,My Aim Is True” erstmals erschien: ais X-beiniger Nerd mit Buddy-Holly-Brille und Fender Jazzmaster im Anschlag. So hat man ihn immer noch im Kopf, obwohl er natüriich längst nicht mehr der Angry Young Man von damals ist. Heute beherrscht er auch die Zwei schentöne und die Blue Notes, ist im Adagio genauso zu Hause wie im Prestissimo. Könnte ein spannender Kontrast werden, dachten wir, wenn der 58-Jährige, der sich sicher nicht in umgekrempelter Jeans und zu engem. Jackett, sondern in feinem Anzug und mit Hut zeigen würde, die Pose von einst nachstellt.
Aber es kommt alles ganz anders. Elvis trägt zwar tatsächlich einen Anzug, will dann aber doch noch schnell seine Lederjacke holen, weigert sich schließlich, seine Fender Jazzmaster urnzuschnallen (sein Manager bringt ein anderes Modell) und die Beine will er auch nicht biegen. Geschweige denn die Sonnenbrille gegen das alte Modell tauschen. Es wird dann sogar noch em bisschen lauter, und der Künstler verschwindet nach einer Tony-Soprano-artigen Tirade, in der er die Bedeutungsfülle eines englischen four-letter-words in all seinen Beugungen voll ausschöpft, vor Wut dampfend aus dem nur für diesen Anlass angernieteten "Berlinzimmer” im Hotel Adlon. Betretenes Schweigen. Vieilleicht doch keine so gute Idee mit dem Nachstellen. Den sehen wir jedenfalls heute nicht mehr wieder. Nebenan im Brandenburg-zimmer” hört man Mitglieder des Rotary-Clubs ihre Suppe löffeln.
|