In Verona gibt es einen anonymen Professor, der unter dem Pseudonym Giulietta Briefe von verzweifelten und hilfesuchenden Menschen beantwortet. Die Meldung über diesen Briefkastenonkel der sich als rettende Julia ausgibt, hat Cait, die Ehefrau von Elvis Costello, in einer Zeitung gelesen. Das war 1989, Zur selben Zeit, in der ihr Gatte die Bekanntschaft mit dem Kammennusikensemble The Brodsky Quartet intensivierte.
Nun hat man also diese "Juliet Letters" (Musikvertrieb/Warner Bros. 9362-45180-2) zum Anlass genommen, Zusammen ein Album einzuspielen. Geschrieben wurden sowohl die Briefe wie die Musik Von allen Beteiligten. Mitteilungen aller Art hat man für die Vertonung gewählt: poetische Liebeserklärungen, heftige Abrechnungen, Kettenbriefe, selbstmorddrohungen, endgültige Abschiede oder einfach belanglose Austauschbarkeiten.
Das Brodsky Quartet hat sich vor allem mit Interpretationen von Beethoven bis Bartok einen Namen gemacht, gehört also nicht zu den Banner-trägem der Avant-Garde wie das Kronos Quartet oder das Balanescu Quartet. Dennoch haben sich Michael Thomas (Violine), Ian Belton (Violine), Paul Cassidy (Viola) und Jaqueline Thomas (Violoncello) nicht an festgeschriebene Gesetze gehalten. Da scheren sie schon einmal überraschend aus, um der Dramatik der Briefe gerecht zu werden.
Gewöhnungsbedurftig scheint da plötzlich nur noch das eigentliche Aushängeschild des Projektes zu sein. Elvis Costello schafft das Kunststück dennoch, die Ohren an diese seltsame Partnerschaft zwischen Kammermusik und seiner stimme zu gewöhnen. In "Jacksons, Monk And Rowe" klingt das Ganze gar wie eine echte Pop-Ballade. Ob nahe an schubert, im Walzertakt, schön schräg oder simpel einfach: das Risiko hat sich vielleicht nicht für costello-Fans, sicherlich aber der Musik wegen, die entstanden ist, gelohnt.
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