Plattentests, October 22, 2010

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Schick ungeschickt

Elvis Costello / National Ransom

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   Tobias Hinrichs

Walzer, Tango, Rock 'n' Roll, Jive, Cha-Cha-Cha: Seit geraumer Zeit schafft es Elvis Costello, mit jeder seiner Veröffentlichungen ganze Tanzschulen im Alleingang zu beschallen. Vom miefigen Turnhallenboden bis zum lüsterdurchfluteten Ballsaal herrscht hier Genre-Hopping deluxe. Allerdings gebunden durch Costellos Stimme und aufgelockert durch eine seiner größten Stärken: das Umdenken und Umlenken der Arrangements. Auf National Ransom gehen die kleinen Tricks und großen Gesten nicht mehr derart selbstverständlich zusammen. Costello und seine Mitstreiter — produziert und mitgeschrieben hat wieder T Bone Burnett, ansonsten unter anderem dabei: Vince Gill, Leon Russell und natürlich die Imposters — spielen Standard auf Standard, jeweils versiert, fachmännisch und ungemein griffig. Dennoch überlassen sie es viel zu oft dem Zufall, ob das alles überhaupt auf die Platte passt.

Während der New-Orleans-Crooner "Jimmie Standing In The Rain" mit wimmernden Geigen und patschnassen Bläsern auch aus Costellos Stimme einen wunderbar begossenen Pudel zaubert, wühlt "I Lost You" zwar zackig, aber auch recht ziellos durch Tom Pettys Westentasche. Alte Stärken blitzen noch durch das Frank-Sinatra-Schlaflied "You Hung The Moon" und die folkigen Zeitlupen-Schwofs von "Dr. Watson, I Presume" und "One Bell Ringing," die gar die Größe eines Joe Henry erreichen. Und zwar weil hier die Ausschweifungen mit den Fundamenten passgenau zusammengehen. Auch dem hintergründig vertieften Basslauf von "Stations Of The Cross" traut Costello gerade mal für eine Strophe und einen Refrain. Danach wird immer mehr an Instrumenten und Harmonien reingepackt und drübergestülpt, bis der Song genau so viel an Wohlklang gewinnt wie er an Intensität verliert. Ein Nullsummenspiel, das immerhin eine Spannungskurve erzeugt und somit Platz lässt für weitere Hördurchgänge.

Ansonsten aber regiert bei National Ransom ein in all seiner Verschwendungssucht und Eleganz seltsam blasses Referenz-Gewitter. Standbass hier, elektrische Gitarren dort, allerlei Hillbilly-Instrumente, 50ies- bis 60ies-Rock und Latin-Jazz-Pop. Alles da, alles wie gewohnt, doch der Grundbau der Songs ist diesmal einfach zu altbekannt, als dass Costello noch wirklich dagegen anarrangieren könnte. Und der Hörer suhlt sich zwar im vertrauten costelloschen Luxus, vermisst aber Konzentration und Überraschung gleichermaßen.

Schade ist das, denn eigentlich macht nahezu jeder Song durchaus Laune — einmal abgesehen vom drögen "All These Strangers" und vom mit einem bestenfalls erwartbaren Basslauf aufsattelnden Western-Stampfer "Five Small Words." Als Gesamtpaket ist National Ransom jedoch viel zu lieb- und leiblos zusammengeschnürt. Zu keiner Sekunde machen Costello und seine Gäste klar, was genau dieser sagenhaft elaborierte Eklektizismus eigentlich bedeuten soll. Als kopflos kann man Costellos Musik nun wahrlich nie bezeichnen. National Ransom jedoch schunkelt durchschnittlich vor sich hin als Kopf ohne Körper. Und wer das schon mal versucht hat, der weiß, wie ungeschickt so etwas aussehen kann.

Unsere Bewertung: 5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews5 stars (out of 10) reviews
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Highlights: "Jimmie Standing In The Rain," "You Hung The Moon," "Dr. Watson, I Presume," "One Bell Ringing."


Tags: National RansomYou Hung The MoonDr. Watson, I PresumeOne Bell RingingStations Of The CrossAll These StrangersFive Small WordsT Bone BurnettVince GillLeon RussellThe ImpostersJimmie Standing In The RainI Lost YouTom PettyFrank Sinatra

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Plattentests, October 22, 2010


Tobias Hinrichs reviews National Ransom.

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