Manche Musiker bringen Cover-Alben auf den Markt, um kreative Flauten zu kaschieren. Nicht so Elvis Costello; wenn er eine Platte mit lauter Fremdkompositionen aufnimmt, tut er das (wie 1981 mit dem Country-Album "Almost Blue"), um einem bestimmten Musikstil oder, wie jetzt mit "Kojak Variety", einer Reihe von Musikern, deren Arbeit ihn beeinflusst hat, die Reverenz zu erweisen. Und so gibt es auf "Kojak Variety" 15 Songs aus vier Jahrzehnten (1930-1970) von so unterschiedlichen Autoren wie Screamin’ Jay Hawkins, Howlin’ Wolf, dem englischen Bandleader Ray Noble, Little Richard, Arthur Alexander und Smokey Robinson, Burt Bacharach und Hal David. Da ist natürlich die Versuchung gross, frühere Hits in zeitgemässeren Versionen aufzunehmen und sie auf diese Weise noch einmal zu vergolden. Doch Elvis Costello widersteht dieser Verlockung und nimmt sich statt dessen weniger bekannter Songs seiner Vorbilder an. Auf diese Weise legt das Auditorium "Kojak Variety" nicht mit vorgeprägten Hörerwartungen in den CD-Player, und Costello kann, begleitet von einer ausgezeichnet auf das vorliegende Songmaterial abgestimmten vier- bis sechsköpfigen Band, die Stücke durch neue, durchwegs witzige und zuweilen reichlich schräge Arrangements gleichsam zu seinen eigenen machen. Das lässt sich an Ray Davies’ "Days" und Bob Dylans "I Threw It All Away" relativ leicht nachvollziehen, während die Originalversionen etwa von Screamin’ Jay Hawkins’ "Strange" (eine Single-B-Seite), Nobles "The Very Thought Of You" oder Jesse Winchesters "Payday" trotz Costellos ausführlichen diskographischen Angaben im Begleittext wohl auch weiterhin nur einem exklusiven Insiderkreis bekannt bleiben dürften.
Elvis Costello. Kojak Variety. Warner Brothers 9362-45903-2.
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